Firefox OS: Mozilla-Betriebssystem für Smartphones
Mit dem Alcatel One Touch Fire hat congstar das erste Smartphone mit Firefox OS auf den deutschen Markt. Tariftipp.de zeigt die Vor- und Nachteile des neuen Betriebssystems von Mozilla.
Das von Google entwickelte Android, Apple iOS und Microsofts Windows Phone dominieren den Smartphone-Markt. Blackberry und Symbian spielen kaum noch Rolle. Mit Firefox OS kommt nun ein neues Betriebssystem auf den Markt, das vor allem einen Zweck hat: den etablierten Betriebssystem Konkurrenz zu machen.
Nicht von ungefähr wird Firefox OS vor allem von den Netzbetreibern gefördert. Diese versprechen sich durch mehr Betriebssysteme nicht nur mehr Auswahl für ihre Kunden, sondern auch mehr Unabhängigkeit von den Betriebssystem-Anbietern.
In der Tat verheißt die Zukunft für die Netzbetreiber nichts Gutes. Auf der einen Seite sichert sich Google mit Android mittlerweile einen Anteil von weltweit 80 Prozent und hat mit Motorola einen Smartphone-Hersteller übernommen. Auf der anderen Seite gehört Nokia, jetzt schon mit 80 Prozent Marktführer bei Windows-Phone-Geräten, bald zu Microsoft.
Firefox OS: Offenes Betriebssystem
Firefox OS ist ein offenes Betriebssystem, das den frühen Versionen von Android nicht nur ziemlich ähnlich sieht, sondern wie dieses Google-Betriebssystem auf einem Linux-Kernel aufsetzt. Im Gegensatz zur Konkurrenz ist Firefox OS zudem ein webbasiertes Betriebssystem, d.h. die Apps sind meist nicht klassisch programmierte Mini-Programme, sondern dahinter verstecken sich mobile Internet-Seiten, die in HTML5, CSS und JavaScript geschrieben sind.
Daher ist es zwingend erforderlich, dass das Smartphone für die Nutzung der Apps in Firefox OS eine Internet-Verbindung hat. Einige Anwendungen unterstützen aber auch einen Offline-Modus oder sind wie der Taschenrechner oder die Uhr fest im Betriebssystem verankert.
Firefox OS: Aufbau
Firefox OS bietet einen Sperrbildschirm mit Infos wie Funkverbindung, Uhrzeit und Datum. Außerdem werden optional Benachrichtigungen, wie z.B. eingehende SMS angezeigt. Darüber hinaus kann man bei Firefox OS vom Sperrbildschirm aus die Kamera starten.
Das Einstellungsmenü ist übersichtlich aufgebaut und erinnert wiederum an frühe Android-Versionen. Hervorzuheben sind die Funktionen „Nicht verfolgen“ und „App-Berechtigungen“, mit deren Hilfe der Nutzer festlegt, auf welche Daten die jeweilige Anwendung zugreifen darf.
Firefox OS: Apps
Die wichtigsten Funktionen, nämlich Telefonieren, SMS, Browser, Kamera und Radio, finden sich am unteren Rand des ersten Homescreens. Weiter oben findet sich eine Suchfunktion für Apps. Gibt man z.B. das Suchwort „Kicker“ ein, erscheint nicht nur die Kicker-App, sondern auch verwandte Apps wie z.B. die der ARD-„Sportschau“ oder des Sportsenders Sport1.
Alle weiteren Apps finden sich auf den folgenden Homescreens, die per Fingerwisch zur Seite zu erreichen sind. Standardmäßig weist das Alcatel One Touch Fire, das Tariftipp.de testen durfte, drei Homescreens auf. Um einen weiteren Homescreen hinzuzufügen, muss man ein App-Icon so lange halten, bis es wackelt. Dann muss man es gedrückt halten und seitlich verschieben.
Das erinnert doch stark an Apple iOS. Auch das Deinstallieren von Apps funktioniert wie bei dem Betriebssystem von iPhone und iPad. Allerdings können Apps unter Firefox OS nicht alphabetisch oder in Ordnern geordnet werden.
Ob es sich zudem bei einer App tatsächlich um eine App oder nur die mobile Ansicht einer Webseite handelt, unterscheidet Firefox OS nicht. Insofern lässt sich auch schwer einschätzen, wie viele echte Apps auf Firefox OS derzeit schon laufen. Für den Nutzer ist dies im Prinzip bis auf den langsameren Aufbau bei mobilen Seite auch nicht relevant.
Firefox OS: Marketplace
Ein Blick auf den Mozilla Marketplace zeigt, dass Firefox OS noch ganz am Anfang der Entwicklung steht. Auf der Startseite sieht man von Mozilla vorgestellte sowie beliebte Apps, die in der Regel sowieso schon auf dem Smartphone installiert sind.
Außerdem kann der Nutzer gezielt einzelne Apps in eine Suchmaske eingeben oder in einer der 18 Kategorien stöbern. Leider werden populäre Apps à la Whatsapp oder Skype auf Firefox OS vermisst. Das dürfte auch für die meisten Apple-Android- oder Windows-Phone-User ein Grund sein, ein anderes Betriebssystem zu wählen.
Firefox OS: Browser und Kartenmaterial
Ein paar Apps laufen auf Firefox OS aber denn doch. Dazu gehört natürlich der Firefox-Browser, der allerdings abgespeckter ist als z.B. die Android-Version. Der Firefox-Browser bietet nur Basis-Features wie das Löschen von Chronik, Cookies und gespeicherten Internet-Seiten. Eine Synchronisation mit der Desktop-Variante ist leider nicht möglich.
Hervorzuheben ist darüber hinaus die App Here Maps. Diese App, die man auch von Windows Phone kennt, beinhaltet Kartenmaterial, dass von der Nokia-Sparte Here zugeliefert wird. Zur Ortung des Nutzers ist denn auch GPS an Bord. Trotzdem ist eine Echtzeit-Navigation zumindest beim Alcatel One Touch Fire nicht möglich.
Firefox OS: Fazit
Langfristig könnte sich Firefox OS als Player vor allem im Einsteiger-Segment etablieren, schließlich weckt der Name Firefox, der vom gleichnamigen, gut funktionierenden Desktop-Browser stammt, Vertrauen. Vor allem die Netzbetreibern werden ein Interesse daran haben, nicht allein von Apple, Google und Microsoft abhängig zu sein.
Kurzfristig sehen die Chancen von Firefox OS eher mau aus. Das liegt zum einen an der noch arg begrenzten Auswahl an Apps. Ein Betriebssystem ohne Whatsapp oder Skype ist für Wechsler, die von anderen Betriebssystemen kommen sollen, wenig sexy.
Zum anderen gibt es hierzulande noch kaum Endgeräte. In Deutschland ist erst seit kurzem das Alcatel One Touch Fire bei congstar für 89,99 Euro zu haben. Für diesen Preis bekommt man auch Android-Smartphones wie das Samsung Galaxy Young, LG Optimus L3 II oder Sony Xperia E.
© Tariftipp.de, 24. Oktober 2013