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Kaputte Kabel trennen Millionen vom Internet

Vier beschädigte Datenkabel im Mittelmeer und im Persischen Golf haben Ägypten und den gesamten Nahen Osten in ein Datenchaos gestürzt. Bis nach Indien waren die Auswirkungen spürbar. Das berichtet das Magazin "Der Spiegel" in seiner Online-Ausgabe. Zwei Tage lang konnten hunderte Millionen Menschen das Internet nicht mehr nutzen.

Warum die beiden Hauptglasfaserverbindungskabel ausfielen, ist noch unklar. Die These, Schiffsanker könnten die Kabel beschädigt haben, wiesen die ägyptischen Behörden inzwischen zurück. Die Kabel sind die Hauptverbindung nach Europa. Im weiteren Verlauf der Kabelverbindung war nicht nur Ägypten, sondern auch die Arabische Halbinsel, der Iran und Indien betroffen.

Das sei "ein düsterer Vorgeschmack auf den digitalen Super-GAU" gewesen, schrieb ZDF-Korrespondent Luc Walpot aus Kairo auf dem Online-Portal des Senders, "eine Warnung für alle, die an die Allmacht des weltweiten Netzes glauben und ihren geschäftlichen Erfolg davon abhängig machen". Die Börse in Kairo musste ebenso wie Banken und andere internetgestützte Branchen ihre Arbeit einstellen. Viele Ägypter nutzen inzwischen die preiswertere IP-Telefonie, also konnten die meisten nicht einmal mehr telefonieren. Die Handy-Netze waren aufgrund des hohen Gesprächsaufkommens ebenfalls überlastet.

Auch der Flugverkehr war betroffen. Die staatliche Fluggesellschaft Egypt Air, die erst vor einigen Monaten auf elektronische Flugscheinausgabe umgestellt hatte, konnte ohne Internet keine Flugscheine mehr verkaufen. Kunden, deren Flugbestätigung noch auf ihren E-Mail-Konten lag, konnten ihre Reise nicht antreten. Denn ohne Internet waren auch die E-Mails nicht erreichbar. Noch ist nicht bekannt, wie hoch der entstandene wirtschaftliche Schaden ist.

Die indische Outsourcing-Industrie hatte dagegen vielfach vorgesorgt. Sie konnte ihre Datenströme auf Satellitenverbindungen umleiten und Backup-Systeme aktivieren. Dem ägyptischen Kommunikationsminister blieb nur der Appell, die Millionen von Internetnutzern sollten auf unnötiges Herunterladen von Musik oder Videos ausnahmsweise verzichten, um die vorhandene Restkapazität des Netzes, etwa 10 Prozent der üblichen Bandbreite, für wichtigen Datenverkehr offen zu halten.

Inzwischen funktioniert zwar das Internet wieder, weil die Datenströme auf andere Leitungen oder Satellit umgeleitet wurden. Der Schaden an den Kabeln ist aber noch nicht repariert, und die Suche nach den Ursachen geht weiter.