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CeBIT 2008: Endlich Breitband für alle?

Der Präsident des Niedersächsischen Städte- und Gemeindebundes, Rainer Timmermann, forderte auf dem CeBIT-Kommunaltag eine flächendeckende Versorgung mit schnellem Internet. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, bräuchten Unternehmen und die Bürgerinnen und Bürger einen leistungsfähigen Breitbandanschluss. In Niedersachsen ist gerade im ländlichen Raum, aber auch in einigen städtischen Gebieten nach Einschätzung des Spitzenverbandes der kreisangehörigen Städte, Gemeinden und Samtgemeinden noch viel zu tun. In der Verantwortung sehen die Teilnehmer des Kommunaltages den Bund. In vielen unterversorgten Gebieten fühtlen sich die Bürgermeister allein gelassen. Große Telekommunikationsunternehmen forderten für die Erschließung dieser Gebiete erhebliche Summen von den Städten und Gemeinden, um anschließend ihr Geschäft zu machen.

Über 500 Bürgermeister, Landräte und IT-Verantwortliche aus Niedersachsen haben sich beim Kommunaltag auf der CeBIT über die neusten Entwicklungen für Kommunen informiert. Laut Wissenschaftlichem Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste (WIK) kommen derzeit 5-6 Mio. Bewohnerinnen und Bewohner Deutschlands nicht in den Genuss einer breitbandigen Internetverbindung mit mehr als 1 Mbit/s.

Auf Anfrage von tariftip.de wies die Deutsche Telekom darauf hin, man sei durchaus offen für die Nöte der Kommunen. Telekomsprecher Marc Sausen erklärte, sein Konzern habe bereits im vergangenen Jahr in 170 Fällen in Zusammenarbeit mit Städten, Gemeinden oder Landkreisen Lösungen erarbeitet. In diesem Jahr wolle die Telekom die Zahl der Kommunen auf 300 ausweiten. Die Telekom bestehe allerdings darauf, dass die Kommunen sich an den Kosten beteiligten, sagte Sausen. Auch sieht sich der Marktführer nicht allein in der Verantwortung. Schließlich gibt es Wettbewerber.

Arcor will VDSL auf Land bringen
Der Telekom-Mitbewerber Arcor will zwei kleine Gemeinden in Thüringen und Sachsen-Anhalt mit Hochgeschwindigkeits-Internetzugängen versorgen. Das kündigte Arcor-Chef Harald Stöber auf der CeBIT in Hannover bei einer Veranstaltung der "Deutschen Breitbandinitiative" an. In zwei Pilotprojekten sollen bis Mitte des Jahres in den Gemeinden, die bislang vom Breitband-Internet abgeschnitten sind, moderne VDSL-Netze aufgebaut werden. Die Erfahrungen, die das Unternehmen dabei sammelt, könnten als Blaupause für weitere Projekte dienen, sagte Stöber.

BREKO will freie Rundfunkfrequenzen nutzen
Der Bundesverband Breitbandkommunikation BREKO bringt die künftig frei werdenden Rundfunkfrequenzen ins Gespräch. Technisch können auf einer Frequenz, die bislang mit einem einzigen analogem Radio- oder TV-Sender genutzt wird, sechs bis acht digitale Sender übertragen werden. Der Zugewinn an freien Frequenzen für die terrestrische Verbreitung von Rundfunk und Fernsehen sei enorm. Die relativ langwelligen Rundfunkfrequenzen hätten zudem den Vorteil, dass der Empfang auch durch Wände und im Keller bequem möglich ist. Damit tatsächlich die dezentral gelegenen „weißen Flecken“ bedient werden können, hält BREKO ein regionales Vergabeverfahren der Frequenzen für notwendig, das genau auf die betroffenen Regionen zugeschnitten ist.

Vodafone setzt auf mobiles Internet
Bis Politik und Industrie den ländlichen Raum ans schnelle Internet angeschlossen haben, empfiehlt Vodafone das mobile Internet als Alternative. Selbst im ländlichen Raum, wo der schnelle Funkstandard UMTS mit HSDPA oft nicht zur Verfügung steht, könne man Kunden einen problemlosen Internetzugang per Mobilfunk über den Standard EDGE anbieten, sagte Vodafone-Sprecher Thorsten Hoepken gegenüber tariftip.de. Dieser ermögliche vierfache ISDN-Geschwindigkeit, was für das einfache Surfen oft schon ausreiche. Dieser Weg könnte zumindest Privatkunden schnell und unproblematisch schnelles Internet ohne DSL bringen.

Vodafone will in diesem Jahr das mobile Internet als DSL-Alternative verstärkt bewerben. Hoepken versicherte, dass auch Vodafone immer offen sei, mit Kommunen und Initiativen nach Lösungen für Gebiete ohne DSL zu suchen. Voraussetzung sei aber die technische Umsetzbarkeit. Vodafone bietet selbst DSL-Anschlüsse an, verfügt aber nicht über eigene Netze.