Hauptschüler sind Verlierer im digitalen Klassenkampf

Beim Computerunterricht zeigen sich große Ungerechtigkeiten im dreigliedrigen Schulsystem. Wie eine soeben veröffentlichte Studie belegt, bekommen die ohnehin privilegierten Gymnasiasten am häufigsten Computer-Unterricht – auf den besten PCs, von den besten Lehrern. Hauptschüler sind dem gegenüber klar benachteiligt. Die repräsentative Studie, die vom Technikmagazin CHIP in Auftrag gegeben wurde, basiert auf Interviews mit 841 Schülern in ganz Deutschland. Durchgeführt wurde die Studie „Kids am Computer“ vom Marktforschungsinstitut „iconkids & youth“, das 10-19-Jährige Schüler an allgemeinbildenden Schulen zu ihrer PC-Nutzung zu Hause und in der Schule befragte.

Beim Themenbereich Computer-Erfahrung überraschten die Aussagen der jüngsten Befragten. Demnach können fast alle 10-11-Jährigen zu Hause einen Rechner nutzen (85 Prozent), fast jeder Zweite der Altersgruppe ist mehrmals pro Woche im Internet, jeder Vierte wird zu Hause in Sachen Computer um Rat gefragt. Im Widerspruch zum großen PC-Interesse der 10-11-Jährigen steht jedoch der Stellenwert der Computernutzung an deutschen Schulen. Nur jeder Fünfte aus der Altersgruppe hat in der Schule Computer- oder EDV-Unterricht.

Insgesamt lässt die Schulausstattung mit PCs noch zu wünschen übrig. Nur 71 Prozent der Schüler aus den alten Bundesländern geben an, an ihrer Schule Computer nutzen zu können. In den neuen Bundesländern sind es immerhin 79 Prozent. Generell verfügen mehr Gymnasien (85 Prozent) über digitale Technik als Real- (74 Prozent) und Hauptschulen (60 Prozent). Die Qualität der Schulcomputer gibt oft Grund zur Beanstandung. Der Studie zufolge beschweren sich vier von zehn Schülern, dass die Rechner oft nicht richtig funktionieren. In Hauptschulen ist die Qualität der Rechner noch etwas schlechter, hier monieren 46 Prozent der Schüler Mängel in der IT-Ausstattung.

Auch die Intensität der PC-Nutzung differiert nach Schultyp: Im Gymnasium wird der Rechner deutlich häufiger und früher eingesetzt. Bei Real-und Hauptschulen kommt der Computer erst in den letzten Klassen verstärkt zum Einsatz. Besonders ausgeprägt ist die digitale Kluft bei der quantitativen PC-Ausstattung: Während 38 Prozent der Gymnasiasten im IT-Unterricht einen PC für sich alleine haben, sind es an den Hauptschulen nur 28 Prozent. Bei der Bewertung der IT-Lehrer gibt es ebenfalls ein Missverhältnis zwischen den Schultypen. Die Schüler durften ihre IT-Lehrer benoten. Am Gymnasium erhielten die IT-Lehrer die Durchschnittsnote 2,6. Ihre Kollegen an den Hauptschulen mussten sich mit einer 2,9 zufrieden geben.

Unabhängig vom Schultyp stimmt jeder vierte Schüler der Aussage zu: „Ich langweile mich im EDV-Unterricht und mache andere Sachen am Computer.“ Ebenfalls bei 25 Prozent liegt die Quote der Schüler, die folgendem Statement zustimmen: „In meiner Klasse waren Mitschüler im Unterricht heimlich auf für Jugendliche verbotene Seiten.“
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