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Tag des geistigen Eigentums: Musik noch zu retten?

Der Bundesverband Informationswirtschaft Telekommunikation und Neue Medien (BITKOM) hat anlässlich des heutigen „Tages des geistigen Eigentums“ vor den Folgen von illegalem Konsum von urheberrechtlich geschützten Inhalten gewarnt. Der Tag des geistigen Eigentums wird heute in Berlin begangen. "Technischen Fortschritt, kulturellen Reichtum und Wohlstand" sieht der BITKOM durch illegale Verbreitung von urheberrechtlich geschützten Inhalten gefährdet.

So werde in Deutschland jedes Vierte Computerprogramm illegal betrieben. Die Verluste von Musik- und Filmindustrie durch rechtswidrige Kopien und Downloads gingen in die hunderte Millionen. Der Verband plädiert für die Verwendung von Digital Rights Management (DRM), um die Verbreitung von Musik oder Filmen über das Internet zu steuern.

Das steht im Widerspruch zu den Interessen der großen Downloadportale. So verhandelt etwa der Apple-Konzern schon seit dem vergangenen Jahr mit der Plattenindustrie um die Verbreitung DRM-freier Inhalte, und auch der Online-Versender Amazon bietet DRM-freie Musik im MP3-Format an. Digital Rights Management verhindert die Weitergabe von Songs. Juristisch ist die im engen Verwandten- und Freundeskreis aber keineswegs verboten. Apple-Chef Steve Jobs wirft der Technologie darüber hinaus vor, sie verschlechtere die Klangqualität der Musik.

Die Aufklärungsquote von Urheberrechtsverstößen liege bei 90 Prozent, teilt der BITKOM zum Tag des geistigen Eigentums mit. Auf die daraus folgenden Abmahnungen und Schadensersatzforderungen haben sich mittlerweile viele Anwaltskanzleien spezialisiert. Über eine besonders fragwürdige Praxis beim Ermitteln gegen Urheberrechtsverstöße berichtet das Magazin Stern im Internet.

In Hongkong jagen Pfadfinder illegale Downloader. 200.000 Angehörige von Jugendorganisationen durchforsteten Tauschbörsen und Bittorrent-Portale, berichtet das Hamburger Magazin. Sie tragen Benutzernamen, IP-Adressen und Songtitel der Nutzer in vorgefertigte Onlien-Formulare. Die gehen dann per Mausklick zur Anzeige.

Die Musikindustrie sieht den Wandel in den Absatzwegen durch das Internet durchaus unterschiedlich. So diagnostizierte Ted Cohen, Vizepräsident des Musikkonzerns EMI im Januar am Rande der Musikmesse Midem in Cannes: "Die Musikindustrie 1.0 ist vorbei." Er riet der Musikindustrie: "Es geht nicht darum, die Leute zu verklagen, sondern sie zu bedienen. Es geht nicht um Umsatz pro verkaufter Einheit, sondern darum einen Anteil der Ausgaben für Musik zu bekommen. Musik ist auch nicht entwertet, sie wird neu bewertet." So zitierte ihn seinerzeit das IT-Portal heise in einem Bericht von der Midem.

Noch deutlicher wurde seinerzeit der Internet-Jurist Lawrence Lessig. Die Forderungen, mit denen die Industrie vor allem Jugendliche überziehe, hätten zu einer Radikalisierung geführt, warnte er auf der Midem 2008. Weiter zitiert ihn heise.de: "Dieser Krieg ist nicht zu gewinnen. Glauben Sie mir, ich bin Amerikaner, ich kenne mich aus damit."