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Telefonanbieter werfen Telekom ruinösen Wettbewerb vor

31.08.2000 von
Die privaten Telefonanbieter werfen der Deutschen Telekom einen ruinösen Verdrängungswettbewerb vor. Sie versuche mit Dumping-Preisen, Hinhaltetaktik, Prozessen und offenkundigen Verstößen gegen das Telekommunikationsgesetz den Wettbewerb auszuhebeln, um so bald wie möglich die alten Monopolstrukturen wieder herstellen zu können. Wenn die Telekom so weiter mache, würden sich Investoren aus Deutschland zurückziehen, sagte der Präsident des Verbandes der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (Vatm), Joachim Dreyer, am Mittwochabend in Berlin.

Recht gut funktioniere der Wettbewerb im Mobilfunkmarkt, weil die Unternehmen dort direkt den Endkunden erreichten und Service bieten könnten. Beim Festnetz seien sie aber von der Telekom abhängig. Diese verknüpfe ihre Unfähigkeit, im Ausland Fuß zu fassen, geschickt mit dem Hinweis, dass die Regulierung in der Bundesrepublik zu hart sei. Würde die Regulierung aber in Ballungsräumen aufgehoben, weil die Telekom dort nicht mehr marktbeherrschend sei, wäre ihr der Weg zu weiteren Dumping-Preisen eröffnet. Die Einführung eines nicht mehr regulierten Ortsmarktes in zehn bis 15 Städten würde den Wettbewerb nach Ansicht des Verbandes völlig zum Erliegen bringen. Für Berlin hat die Telekom einen entsprechenden Antrag gestellt.

Geschäftsführer Jürgen Grützner sagte, die Regulierungsbehörde verliere zunehmend die Kontrolle. Sie sei personell unzureichend ausgestattet, werde mit Prozessen zugeschüttet und sei „schlechthin überfordert“. Insgesamt sei die Wettbewerbssituation in Deutschland jedoch besser als in anderen europäischen Ländern, wo staatliche Gesellschaften weiter voll dominierten. Es gelte aber, einen Zustand zu erhalten, bei dem neue Mitspieler am Markt auftauchen könnten und neues Kapital eine Chance habe.