Samsung SGH-G810: Foto-Handy mit optischem Zoom
Das Handy, das alles kann, heißt bei Samsung „Omnia“. Allerdings ist das SGH-i900 ist nicht gerade ein Sonderangebot. Das günstigere Samsung SGH-G810 hat zwar keinen Touchscreen, kann aber viel besser fotografieren. Die Navi-Funktion des G810 ist allerdings noch ausbaufähig.
Eigentlich unverständlich, dass Samsung das SGH-G810 viel weniger bewirbt als das „Omnia“. Ob das vielleicht daran liegt, dass das Design des „Infotainment-Künstlers“ um einiges schlichter ist als beim Top-Modell der Koreaner?
Schlichtes Dunkelgrau statt edlem Schwarz, ein leicht dickliches Auftreten statt schlankem Design, die bekannte Symbian-S60-Oberfläche statt des bunten Touchscreens mit Windows Mobile – damit gewinnt das G810 im direkten Vergleich sicherlich keinen Schönheitspreis. Auch der Vorgänger SGH-G800 sieht mit seiner Kombination aus Schwarz und gebürstetem Metall-Look eindeutig besser aus als das SGH-G810.
Dafür weiß dieses Handy mit anderen Werten zu überzeugen. Der Schiebemechanismus macht einen sehr soliden Eindruck. Gleiches gilt für die Schutzblende des Kameraobjektivs. Nur die Abdeckung des Akkus lässt sich nicht so leicht einrasten, wenn die Finger gerade glitschig sind.
Das Signal der Referenz-Homezone von O2 ist zwar nicht ganz so weit zu empfangen wie z.B. beim Sony Ericsson W902, aber dafür gefällt das Samsung durch einen vorbildlichen Druckpunkt der Nummerntasten. Diese sind zwar Slider-typisch flach gebaut, aber ausreichend groß dimensioniert und gut zu treffen.
Das Menü ist jenes, das alle Handys mit dem Symbian-Betriebssystem S60 gemein haben. Für Handy-Nutzer, die von einem „normalen“ Samsung wie dem SGH-L700 zum G810 wechseln, ist die Menüsteuerung allerdings gewöhnungsbedürftig.
Drückt man auf den zentralen Bedienkopf, ruft man bei Werkseinstellung die SMS-Funktion auf. Zum Hauptmenü geht es dagegen über den links unten platzierten Knopf. Handy-Novizen werden um eine längere Eingewöhnungsphase also nicht herumkommen.
Wie schön, dass die Kamerafunktion des Samsung SGH-G810 umso einfacher zu finden und zu bedienen ist! Es reicht, die Schutzblende des Objektivs zur Seite zu schieben und fünf Sekunden später ist das G810 betriebsbereit. Der Auslöser des Fünf-Megapixel-Handys findet sich dann, wie es sich gehört, oben rechts.
Der besondere Clou des G810 ist sein maximal dreifach optischer Zoom. Das hat sonst kein anderes Handy in dieser Preisklasse außer dem Vorgänger SGH-G800. Außerdem stehen dem Hobbyfotografen diverse Aufnahmemodi und Extras zur Verfügung, wie man sie sonst nur von digitalen Pocket-Kameras kennt.
So ist Xenon-Blitzlicht ebenso an Bord wie eine Rote-Augen-Reduktion oder eine Panorama- und Makro-Aufnahme-Funktion. Als praktisch erweisen sich auch Bildstabilisator, Wide Dynamic Range, Gesichtserkennung und einstellbare Lichtempfindlichkeit von ISO 50 bis ISO 800.
Aufnahmen bei Tage sind so selbst im optisch herangezoomten Zustand mit das Beste, was ein Foto-Handy bieten kann:
Auch Innenaufnahmen sind von einer bis dato ungekannten Schärfe. Wo es Not tut, hilft das Xenon-Blitzlicht:
Fotografiert man nachts, ist man bei entfernteren Objekten trotz Xenon-Blitz auf externe Lichtquellen angewiesen. Objekte innerhalb einer Entfernung von maximal anderthalb Metern werden hingegen ausreichend ausgeleuchtet:
Die zweite große Stärke des Samsung SGH-G810 ist neben dem Fotografieren das Navigieren. Das Handy verfügt zu diesem Zweck über einen integrierten GPS-Empfänger.
Das ist an sich mittlerweile nichts Ungewöhnliches mehr, doch so schnell wie beim SGH-G810 wurde bislang bei keinem von Tariftipp.de getesteten Handy der Standort des Nutzers ermittelt. Dass die Ortung so flott verläuft, liegt daran, dass das Samsung hierfür A-GPS zu Hilfe nimmt, d.h. es wird neben der ganz normalen Ortung über die Satelliten des GPS-Systems auch das GSM-Mobilfunknetz genutzt.
Positiv dagegen ist die serienmäßige Halterung, die gegenüber früheren Modellen eindeutig standfester ist. Über die Nummerntasten können zudem Einstellungen wie Nachtbildschirm, Zoom oder zwei- oder dreidimensionale Kartendarstellung vorgenommen werden. Sonderziele stehen ebenso zur Verfügung wie die „Nach Hause“-Funktion. Selbst die Überwachung der Einhaltung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit ist möglich.
Bei der Navigation per pedes indes bleibt der GPS-Empfang deutlich stabiler als beim Einsatz im Auto. Es ist auch möglich, das Handy zwischendurch in der Jackentasche zu platzieren, ohne den Netzempfang zu verlieren.
Die Multimedia-Ausstattung des Samsung SGH-G810 lässt fast keine Wünsche offen. Das Samsung kann HSPDA mit bis zu 3,6 Megabit pro Sekunde und surft auf Wunsch auch per WLAN im Netz. Wo kein HSPDA anliegt, helfen UMTS, EDGE oder GPRS aus.
Das Handy ist also geradezu vollgepackt mit Multimedia-Standards, doch ein paar Schwächen sind auszumachen. So ist der von Samsung selbst entwickelte Browser langsamer als bei vergleichbaren HSPDA-Handys. Wechselt man ins Querformat, geht die Navigation auch auf umfangreichen Seiten flott vonstatten. Im klassischen Hochformat hinkt der Komfort gegenüber dem Samsung SGH-i900 Omnia jedoch deutlich hinterher.
Ebenfalls nicht gut funktioniert die mitgelieferte Software PC Suite, die Schwierigkeiten hat, das am PC angeschlossene Handy zu orten. Die bessere Wahl ist da der Massenspeichermodus oder der Umweg über den ebenfalls serienmäßig mitgelieferten SD-Adapter. Schiebt man die microSD-Speicherkarte in diesen Adapter, wird der Inhalt mittels USB-Kartenleser zuverlässig vom Rechner gelesen.
Schade ist, dass die serienmäßige microSD des G810 mit einem Gigabyte (GB) doch arg klein bemessen ist. Wer die Fotoqualitäten des Samsung-Handys über einen dreiwöchigen Urlaub ausnutzen möchte, wird nicht umhin kommen, sich eine größere Speicherkarte dazuzukaufen. Positiv dagegen ist, dass das Handy über TV-Out verfügt, sodass Fotos und Videos direkt auf dem TV-Bildschirm bewundert werden können.
Leider fehlt ein Equalizer zur Klangoptimierung völlig – noch nicht einmal Werkseinstellungen sind auf dem Samsung auszumachen. Das serienmäßige Headset ist zudem den Serien-Kopfhörern vergleichbar teuren Handys deutlich unterlegen. Bässe klingen dünn, Höhen kommen mitunter mit einem leichten Zischen daher. Positiv: Über den TV-Out-Ausgang können auch bessere Kopfhörer mit 3,5-Millimeter-Klinkenstecker angeschlossen werden.
Das SGH-G810 ist, wie weiter oben beschrieben, mit vielen Funktionen vollgepackt – und diese brauchen ganz schön viel Strom. Im Gesprächs- und MP3-Modus hält das Samsung gerade einmal drei Stunden durch, obwohl die Kapazität des Akkus mit 1.300 Milliampèrestunden (mAh) recht ordentlich ist. Die tatsächliche Stand-by-Zeit ist mit 320 Stunden ebenfalls deutlich unter dem von Samsung deklarierten Wert. Lediglich der MP3-Player schafft mit maximal 16 Stunden eine bessere Laufzeit.
Das Samsung SGH-G810 ist ein gutes Handy, das vor allem beim Fotografieren und Navigieren mehr leistet als teurere Handys der Konkurrenz und aus dem eigenen Hause.
Eine separate Digicam kann man sich fast sparen. Sehr gut sind zudem die Verarbeitung und der Druckpunkt der Nummerntasten. Als gut sind auch Sprach- und Empfangsqualität zu klassifizieren.
Schwach ist dagegen der Akku. Nur drei Stunden Laufzeit sind auch für ein vor Multimedia-Standards nur so strotzendes Handy zu wenig. Der Handy-Browser macht trotz HSDPA einen lahmen Eindruck und lässt vor allem im Hochformat Komfort vermissen.
Der große Vorteil des SGH-G810 ist sein Preis-Leistungs-Verhältnis. Der Allrounder, der laut UVP 549 Euro kosten soll, ist am Markt für weit weniger zu haben. Die günstigsten Angebote im Internet liegen bei etwa 300 Euro ohne Vertrag. Handy-Novizen sollten sich den Kauf dennoch gut überlegen, denn das Symbian-S60-Betriebssystem dürfte ihnen eine relativ lange Eingewöhnungsphase abverlangen.