Samsung i7110 Pilot: Navi-Handy im Barren-Format

27.04.2009 von

Samsung i7110 Pilot

Platz 815/861
UVP: 499,00 €
Datum: 19.05.2009

  • 25,3
  • Gesamturteil:
  • 0,0
  • Preis/Leistung:
  • ***
  • Sprachempfang:
  • ****
  • Bedienung:
  • *
  • Foto/Video:
  • *
  • Audio/MP3:
  • **
  • Internet:
  • **
  • Akkuleistung:

Das Samsung i7110 Pilot hat gleich zwei interessante Features zu bieten: ein Display auf Basis der neuartigen AMOLED-Technologie und eine integrierte Navi-Funktion.

Eigentlich unverständlich, dass Samsung das i7110 viel weniger bewirbt als seine Top-Modelle, denn das Barren-Handy weiß schon im ausgeschalteten Zustand zu gefallen. Das Samsung-typische Edelstahl-Design sorgt zwar für ein relativ hohes Gewicht von 129 Gramm, aber auch für ein Gefühl von Wertigkeit.

Lediglich die seitlichen Plastikapplikationen wollen so gar nicht zu diesem soliden ersten Eindruck passen. Aber ansonsten ist alles so gut verarbeitet, wie es auf den ersten Blick aussieht. Die Abdeckung des Akkus lässt sich leicht öffnen und einrasten, Batterie und SIM-Karte werden ohne großes Gefummel platziert.

Brillant ist das neuartige AMOLED-Display. Diese Technologie, die auf organischen Leuchtdioden basiert, kann gleich zwei Vorteile bieten. Zum einen werden Farben und Kontraste besonders gut zur Geltung gebracht und auch von der Seite schauend kann man die Anzeige gut ablesen. Zum anderen soll AMOLED („Active Matrix Organic Light Emitting Diode“) auch weniger Strom benötigen als bisherigen Display-Technologien.

Auf den ersten Blick ist das i7110 Pilot eher etwas für konservative Nutzer, die Wert auf klassisches Design und Understatement legen. Dazu passt, dass sich das Samsung-Handy im Gegensatz zu den meisten Symbian-Handys recht einfach bedienen lässt.

Werksseitig ist auf dem linken Shortcut das Erstellen einer neuen SMS vorgesehen. Rechts dagegen klickt man direkt zur Kontaktliste. Alle anderen Funktionen wie Internet, Navigation oder Organizer verbergen sich hinter der Menü-Taste, die ganz links angebracht wurde.

Das Verfassen und Versenden von Kurznachrichten stellt auch ungeübte Nutzer vor keine allzu großen Rätsel. Der Druckpunkt der Tasten ist angenehm fest. Ob die T9-Worterkennung arbeitet, erkennt man am Doppelstrich vor dem Buchstabensymbol. Die Empfangsqualität lässt nur in den seltensten Fällen zu wünschen übrig. Bei der Sprachübertragung hingegen kommt der Anrufer dem Gegenüber einen Tick zu dumpf vor.

Das i7110 Pilot kann nicht nur navigieren, sondern bringt auch recht ordentliche Foto-Eigenschaften mit. Die Kamera mit fünf Megapixeln Auflösung im Foto- und 640 x 480 Pixel im Video-Modus hat gleich zwei LED-Lichter an Bord. Hinzu kommen 13 Szenen, vier Effekte, Selbstauslöser, Serienbilder, Weißabgleich, Lichtempfindlichkeits- und Belichtungsstunden.

Tagaufnahmen gelingen mit dem i7110 Pilot so gut, dass man auch nicht über mangelnde Schärfe klagen könnte:

Anders ist das bei Innenaufnahmen. Man muss das Handy schon sehr ruhig halten, um zu verhindern, dass Unschärfen produziert werden:



Aufnahmen im Dunklen wiederum meistert das i7110 Pilot recht ordentlich. Das liegt am bärenstarken doppelten LED-Blitzlicht:

Wie der Beiname „Pilot“ verrät, ist die Stärke des i7110 das Navigieren. Das Handy verfügt zu diesem Zweck über einen integrierten GPS-Empfänger. Die Ausgangsposition des Navigierenden wird per A-GPS ermittelt, allerdings geschieht dies nicht so schnell wie beim Samsung SGH-G810, das von Tarifitipp.de vor wenigen Wochen getestet wurde.#

Im Gegensatz zu diesem Samsung-Modell hat das i7110 Pilot nicht eine Software von Navigon, sondern von Route 66 an Bord. Diese ist in der Handhabung leider komplizierter. So muss man beim Ziel jedes Mal das Land mit angeben, obwohl standardmäßig nur Kartenmaterial für Deutschland, Österreich und die Schweiz an Bord ist. Auch die Suche eines Ziels mit der Funktion „Freier Text“ ist nicht ausgereift. Etwas gewöhnungsbedürftig ist es, zum Ansteuern eines Ziels „Gehe zu“ statt „Fahre zu“ zu wählen, um den Fußgängermodus zu aktivieren.

Im Gegensatz zum G810 verfügt das i7110 Pilot allerdings über ein standfestes GPS-Signal. Auch auf innerstädtischen Straßen mit enger Bebauung oder Bäumen am Straßenrand weiß das Samsung-Handy, wo man sich gerade befindet. Praktisch ist das Umschalten per Shortcut beim Fahren. Drückt man z.B. auf die Nummerntaste 2, wechselt die Route-66-Software in den Nachtmodus. Wählt man die 3, wird die Karte drei- statt zweidimensional dargestellt.

Das AMOLED-Display lässt sich bei grellem Tageslicht besser ablesen als herkömmliche Handy-Displays. Nicht so gut ist die serienmäßige Halterung, die es ab und an an Standfestigkeit mangeln lässt. Dabei ist weder das Nachschwingen des Halterungsarms wie bei früheren Modellen, sondern vielmehr der Saugfuß das Problem, der gerade bei hohen Temperaturen gerne von der Windschutzscheibe abfällt.

Die Multimedia-Ausstattung des i7110 Pilot lässt fast keine Wünsche offen. Das Samsung beherrscht HSPDA mit bis zu 3,6 Megabit pro Sekunde und surft auf Wunsch auch per WLAN im Netz. Wo kein HSPDA anliegt, helfen UMTS, EDGE oder GPRS aus. Über das berührungsempfindliche Mini-Pad im zentralen Steuerelement navigiert man, wenn man möchte, per Fingerwisch auf den Seiten.

Auch der von Samsung selbst entwickelte Browser ist deutlich schneller als seine letzte Version, die z.B. im SGH-G810 zum Einsatz kommt. Wechselt man ins Querformat, geht die Navigation auch auf umfangreichen Seiten flott vonstatten. Praktisches Detail: Das i7110 Pilot erkennt auf Wunsch per Sensor, ob man das Handy vertikal oder horizontal hält. So geschieht der Wechsel zum übersichtlicheren Querformat nach einer kleinen Verzögerung quasi automatisch.

Erfreulicherweise funktioniert auch der Massenspeichermodus des i7110 Pilot sehr gut. Wer den Umweg über den serienmäßig mitgelieferten SD-Adapter wählt, wird ebenfalls nicht enttäuscht. Schiebt man die microSD-Speicherkarte in diesen Adapter, wird der Inhalt mittels USB-Kartenleser zuverlässig vom Rechner gelesen.

Großer Wehrmutstropfen: Die serienmäßige microSD des Samsung-Handys ist mit einem Gigabyte (GB) doch arg klein bemessen. Hinzu kommt, dass das i7110 zum Navigieren auf die Speicherkarte zurückgreifen muss, d.h. von einem GB Ursprungs-Kapazität stehen de facto nur noch 300 Megabyte (MB) zur Verfügung.

Der MP3-Player des Samsung ist einfach gehalten, lässt sich dadurch aber auch einfach bedienen. Die Songs können nach Interpret, Album und Genre geordnet werden. Das eingebaute UKW-Radio verfügt über einen gut funktionierenden Sendersuchlauf. Die RDS-Kennung der Sender wird in den meisten Fällen erkennt.

Der Equalizer ist um Klassen besser als beim kürzlich von Tariftipp.de getesteten Samsung SGH-G810. Er weist gleich 17 Voreinstellungen und die Möglichkeit auf, eigene Konfigurationen abzuspeichern. Das serienmäßige Headset ist hingegen eine einzige Enttäuschung. Bässe klingen dünn, Höhen kommen mitunter mit einem leichten Zischen daher. Positiv: Über den entsprechenden Ausgang können auch bessere Kopfhörer mit 3,5-Millimeter-Klinkenstecker angeschlossen werden.

Außerdem verfügt das i7110 Pilot über einen UKW-Transmitter. Das ist praktisch, wenn man im Auto nur ein Uralt-Radio mit Kassettendeck und ohne AUX-Eingang hat. Man wählt auf dem Autoradio einfach eine freie Frequenz und stellt diese auch auf dem Samsung-Handy an. Im Stadtbetrieb funktioniert das ganz gut, doch fährt man längere Strecken, trüben Interferenzen das Klangerlebnis. Langstreckenfahrer müssen also auf ein moderneres Autoradio umrüsten oder öfter anhalten, um eine neue freie Frequenz zu suchen.

Im Gesprächs- und MP3-Modus hält der Akku des Samsung etwas mehr als dreieinhalb Stunden wert – das stromsparende AMOLED-Display zeigt also Wirkung. Die tatsächliche Stand-by-Zeit liegt mit 390 Stunden nur leicht unter dem von Samsung deklarierten Wert. Der MP3-Player schafft mit maximal 19 Stunden ebenso eine akzeptable Laufzeit.

Aber nicht nur deshalb empfiehlt sich das i7110 Pilot auch für Nutzer, die primär telefonieren und SMS verschicken wollen. Das a priori komplizierte Symbian-Betriebssystem wurde so stark vereinfacht, dass auch Einsteiger mit der Bedienung des Samsung-Handys keine Probleme haben.

Darüber hinaus bietet das i7110 Pilot Funktionen, die auch Einsteiger schnell zu schätzen wissen. Zuerst zu nennen wäre hier die Navi-Funktion, die beim Einsatz zu Fuß gute Resultate liefert. Spaß macht auch das Navigieren per HSDPA dank des schnellen Browsers und des kontraststarken und ausreichend groß bemessenen AMOLED-Displays.

Das Samsung-Handy hat nicht viele Schwachpunkte. Der Autozoom der eingebauten Kamera etwa könnte bei Innenaufnahmen besser funktionieren. Ansonsten gibt es eigentlich nur etwas an der Navi-Funktion auszusetzen. Die Positionsermittlung beim Navigieren könnte schneller vonstatten gehen, die Bedienung intuitiver sein und Samsung vor allem endlich einmal eine Windschutzscheiben-Halterung auf den Markt bringen, die schwerere Handys wie das i7110 Pilot sicher hält.