Nokia 5800 Xpress Music: Handy mit Touchscreen
Besonders bei Musik-Handys ist Design Trumpf. Man denke nur an das Sony Ericsson W890i im Alu-Mantel oder das Motorola Moto U9 im Kieselstein-Outfit. Mit dem 5800 Xpress Music geht Nokia in eine ganz andere Richtung. Die Finnen setzen bei ihrem ersten Touchscreen-Handy auf klassisches, edles Schwarz und leicht abgerundete Formen.
Wie bei einem Handy mit berührungsempfindlichem Bildschirm üblich, ist die Anzahl der Bedienknöpfe überschaubar. Auf der Vorderseite finden sich unterhalb des 3,2 Zoll großen Displays drei Steuerelemente: das grüne links zum Anrufen, das rote rechts zum Auflegen und zur Rückkehr zum vorherigen Menü. Über die weiße, mittlere Taste gelangt man in das Hauptmenü des 5800.
Die Gehäuseseite des Xpress Music ist aus Plastik, fasst sich aber hochwertig an. Hier findet sich eine Wippe zur Einstellung der Lautstärke, ein Button für die integrierte Fotokamera sowie ein seitlich schiebbarer Riegel zum Ver- und Entriegeln des Displays. Von Haus ist das Handy so eingestellt, dass der Touchscreen sich nach etwa 30 Sekunden nicht mehr bedienen lässt, wenn man ihn nicht zuvor freischaltet.
Viel mehr als durch Design-Spielereien besticht das Xpress Music durch sein Display. 16,7 Millionen Farben und eine Auflösung von 640 x 360 Pixel verleihen dem Bildschirm eine ordentliche Brillanz. Fotos wirken darauf so detailgetreu, dass man gar keine Lust hat, sie auf den PC zu übertragen und dann ob der Unschärfen zu erschrecken.
Andererseits erlaubt das Display des 5800 eine präzise Menüsteuerung. Zwar ist im Gehäuse ein Stick zur Bedienung des Touchscreens mitgeliefert, doch das Display ist so gut eingestellt, dass man darauf auch ganz gut mit den Fingern navigieren kann.
Der Aufbau des Menüs gibt keine großen Rätsel auf. Auch Nutzer, die zuvor noch kein Nokia in Händen hielten, finden sich schnell zurecht. Man kann dabei die Menüpunkt im Hauptmenü so legen, wie man es für richtig hält. Die werksseitig eingestellte Gitterform kann darüber hinaus gegen eine Listen- oder Registerkartenansicht ausgetauscht werden.
Letzte hat allerdings so kleine Tasten, dass man wirklich den Stick zu Hilfe nehmen muss. Wer möchte, kann auch mit der Handschrifterkennung des Nokia-Handys arbeiten, aber diese funktioniert nur suboptimal. Ebenfalls nicht gut gelöst ist das Importieren von Kontakten von einer neu eingelegten SIM-Karte. Häufig muss diese Funktion manuell gestartet werden.
Beim Telefonieren wird man vom Gesprächspartner ohne große Probleme verstanden, in der anderen Richtung ist das Ergebnis allerdings nicht immer so berauschend. Gesprächspartner kommen, falls kein optimaler Empfang anliegt, dumpf herüber. In modernen Glas-Stahl-Beton-Konstruktionen geht die Empfangsleistung auch mal auf 50 Prozent des Maximalwerts zurück.
Eine bessere Figur macht das Xpress Music dagegen beim Navigieren. Der von Nokia selbst entwickelte Handy-Browser hat zwar nur Basisfunktionen, lässt sich dafür aber leicht bedienen und stellt Inhalte ausreichend schnell dar. Für die Online-Community Facebook, das Nokia-Portal MyNokia und den Nokias neuen Online-Shop Ovi gibt es eigene Icons. Positiv: Sollte ein Hotspot in der Nähe sein, kann man von HSDPA schnell auf WLAN-Empfang wechseln.
Die Kamera des 5800 ist – wie oben beschrieben – über eine eigene, an der Gehäuseseite liegende Taste zu erreichen und bietet mit 3,2 Megapixel eine eher durchschnittliche Auflösung. Dafür ist allerdings das Objektiv von Carl Zeiss und der Autofocus funktioniert gut. Entsprechend scharf gelingen Tagaufnahmen:
Bei Innenaufnahmen macht das Xpress Music ebenfalls eine ordentliche Figur:
Lediglich bei Nachtaufnahmen muss das Nokia passen, wenn der integrierte LED-Blitz die Szenerie nicht komplett ausleuchten kann:
Der Player des 5800 erkennt die ID3-Tags und sortiert sie automatisch nach Titel, Interpret, Album und Genre. Zur besseren Übersichtlichkeit verfügt der Player zudem über die Menüpunkte „Zuletzt hinzugefügt“, „Zuletzt gespielt“ und „Meistgespielte Titel“. Ebenfalls geboten werden Wiederholungsmodi und eine Zufallswiedergabe. Mit acht Gigabyte Kapazität ist die serienmäßig beigelegte microSD-Speicherkarte für diese Preisklasse ausnehmend großzügig dimensioniert.
Das serienmäßige Stereo-Headset des Xpress Music erfüllt schon voll und ganz den Zweck seiner Bestimmung. Insbesondere die Bässe kommen beim 5800 sehr schön durch, wenn man die entsprechende Klangwiedergabeoption wählt. Daneben stehen auch spezielle Voreinstellungen für Jazz, Pop oder Rock zur Verfügung. Leichte Abstriche muss man hingegen bei den Höhen machen. Nichtsdestotrotz können die Nokia-Kopfhörer dank 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse bei Bedarf auch gegen höherwertige Headsets ausgetauscht werden.
Wie viele Nokia-Kunden auch die Musik-Flatrate „Comes With Music“ bestellen werden, ist ungewiss. Ohne die Flatrate kostet das 5800 immerhin 115 Euro weniger
Damit haben auch solche Nutzer lange Freude an dem 5800 Xpress Music, denen es nicht primär um die zugegebenermaßen sehr gute MP3-Funktion des Musik-Handys geht. Weitere Pluspunkte des jüngsten Sprosses der Nokia-Familie sind die umfangreiche Multimedia-Ausstattung, der intuitiv zu bedienende Touchscreen und die für Nokia-Verhältnisse übersichtliche Menüführung.
Das 5800 hat nur ganz wenige Schwachpunkte: Nicht immer gut gefallen hat uns die GSM-Empfangsqualität des 5800. Hier liefert z.B. der „kleine Bruder“, das 5220 Xpress Music bessere Leistungen ab. Ebenfalls nicht gut gelöst ist das Importieren von Kontakten von einer neu eingelegten SIM-Karte. Häufig muss diese Funktion manuell gestartet werden.