Samsung Galaxy S9 im Test

Das neue Flaggschiff Samsung Galaxy S9 wird vielerorts nur als "kleines Update" des S8 angesehen. Ist das richtig oder gibt es beim neuen S9 nicht doch neue Features, die es positiv vom Vorgänger abheben? Wir haben das neue Samsung Galaxy S9 getestet.

Das neue Samsung Galaxy S9 ist da! Wie jedes Jahr im März hat Samsung sein neues Flaggschiff mit viel TamTam auf einer eigenen Präsentation im Vorfeld des MWC vorgestellt. Die ersten Reaktionen auf das S9 waren zwar positiv, teilweise aber auch erstaunlich verhalten.

"Kaum Unterschiede zum S8" wurden da ausgemacht, "Evolution statt Revolution" hieß es häufig.

Wir meinen: Gut so, Samsung!
Ohne Frage war schon das S8 ein erstklassiges Smartphone, das auch einem Jahr nach seiner Präsentation immer noch erste Ränge in den Handy-Bestenlisten einnimmt. Warum sollte Samsung in dieser Situation eine starke Veränderung vornehmen?! Stattdessen wurden die wenigen Kritikpunkte des S8 beim S9 ausgemerzt und so findet der Verbraucher beim neuen Flaggschiff aus Korea ein beinahe perfektes Smartphone.

Veränderungen bei Fingersensor / Audio / Kamera

Zu den Veränderungen des S9 gegenüber dem S8 zählt an allererster Stelle der besser positionierte Fingerabdrucksensor, der sich nun unterhalb statt neben der Kamera auf der Rückseite des S9 befindet. 

Zweiter größerer Unterschied zum S8: Das S9 kommt nun mit einem Stereo-Lautsprecher, der für einen räumlicheren Klang sorgt und von den HiFi-Spezialisten von AKG designt wurde. Zudem kann das S9 nun Videos im Dolby Atmos Format wiedergeben und die Bluetooth Wiedergabe wurde um den LDAC-Codec von Sony erweitert. Der bzw. die internen Lautsprecher klingen in der Praxis tatsächlich sehr gut, schön klar, aber auch laut ohne zu verzerren, wenn es sein muss.

Lieferumfang: Mit AKG-Kopfhörer, aber ohne Handyhülle

Der Lieferumfang des S9 hat sich zum S8 nicht geändert. Es findet sich nach wie vor ein QuickCharge Strom-Adapter, ein Daten- und Ladekabel im Format USB-C, SIM-Spange, Kurzanleitung und Garantiehinweise sowie ein separater USB-Adapter zum Kopieren von Daten und Einstellungen von einem alten Smartphone auf das S9.

Außerdem findet sich der hervorragend klingende InEar-Kopfhörer von AKG samt InEar-Adaptern für verschieden große Ohren auch wieder im Verkaufskarton des S9. Eine extra Handyhülle finden wir leider nicht - schade, aber sicherlich nicht kriegsentscheidend.

Wie immer bei neuen Smartphones wurde auch die Kamera verbessert (Lichtstärke und Zeitlupe), ein schnellerer Prozessor verbaut und weitere Goodies wie eine neue Gesichtserkennung und Animojis eingebaut. Sind das alles nur Kleinigkeiten? Wir finden nicht und sind begeistert vom neuen S9. Aber nun eins nach dem anderen, wie immer testen wir das S9 in sechs Kategorien.

Test-Kategorien

1. Verarbeitung / Wertigkeit
2. Display / Bedienung
3. Leistung / Ausstattung / Akku
4. Kamera / Beispielbilder und Video
5. Fazit / Pro und Contra / Alternativen 
6. Technische Daten
 

S9: Verarbeitung und Wertigkeit

Beim Thema Verarbeitung gibt es in der Tat kaum Veränderungen zum S8 - ein Glück! Nach wie vor kommt auch das S9 im Glas-Design in einem wunderschön gecurvten Gehäuse. Es ist in alle Richtungen abgerundet und liegt nach wie vor gut in der Hand. Das S9 gibt es in den Farben Schwarz, Blau und Lila. Obwohl uns gerade die etwas gewagte Version in "Lilac Purple" sehr gut gefällt hätten wir uns weitere Farben wie Grau und Silber gewünscht. Aber was nicht ist, kann ja noch werden...

Die Wertigkeit des S9 ist also top! Hinzu kommen die extrem schlanken Displayränder, so dass das S9 trotz des großen 5,8 Zoll Displays außerordentlich kompakt daherkommt: 148 x 69 x 8,5 mm sind Abmessungen, die das S9 schlanker machen als z.B. das zwei Jahre ältere S7 edge, obwohl dies nur ein kleineres 5,5 Zoll Display besitzt. 
 

S9: Display und Bedienung

Das Display des S9 besitzt wie schon erwähnt eine Bildschirm-Diagonale von 5,8 Zoll bei einer Auflösung von 2.960 x 1.440 Pixeln, was eine Pixeldichte von 568 ppi ergibt. Es handelt sich natürlich wieder um ein Infinity Display, d.h. die Vorderseite besteht fast ausschließlich aus dem Display. Die Displayränder oben und unten sind noch einmal kleiner geworden, obwohl man das nur bei sehr genauem Hinsehen wahrnimmt.

Das Displayformat ist weiterhin 18,5:9 und natürlich ist auch beim S9 wieder ein Super-AMOLED Panel verbaut, welches knackige Farben und einen hervorragenden Kontrast bietet. Die Bildschirmhelligkeit ist mit etwa 765 cd/m2 unverändert gut, so dass die Ablesbarkeit auch unter ungünstigen Lichtverhältnissen gewährleistet ist. Insgesamt besitzt das S9 eines der besten Displays auf dem Smartphone-Markt.

Beim Thema Bedienung gibt es viel Licht, aber auch Schatten.

Starten wir beim Thema Bedienung mit den positiven Dingen: Android in der Version Oreo 8.1 im Zusammenspiel mit der überarbeiteten Samsung Experience 9.0 macht einfach Spaß! Zum Entsperren kann man nun den Fingerabdrucksensor oder die neue Gesichtserkennung nutzen. Diese wurde beim S9 mit einem Iris-Scan kombiniert und hat den Namen "Intelligent Scan" erhalten. Der bislang etwas unsichere und langsame Gesichts-Scan ist nun also mit der Hinzuschaltung der Iris-Erkennung nicht nur schneller, sondern auch sicherer geworden. In der Praxis funktionierte der Intelligent Scan jedenfalls sehr gut, sogar mit Brille.

Etwas enttäuschend hingegen ist die Tatsache, dass die Samsung-eigene KI-Lösung "Bixby" immer noch nicht ausgereift erscheint und deren Sprachsteuerung immer noch nicht auf Deutsch funktioniert. 

Einzelne Bixby-Funktionen wie z.B. die Übersetzung einer ausländischen Speisekarte über die Kamera funktionieren zwar super, dennoch wird man den Eindruck nicht los, dass Samsung in Sachen Künstliche Intelligenz ein wenig den Anschluss verliert. Das ist insofern wichtig, als KI-Lösungen künftig immer wichtiger werden und aufgrund der Ähnlichkeit bei der Hardware zum dem Unterscheidungsmerkmal bei Smartphones werden dürfte. Mal sehen, ob Samsung seine Bixby-Lösung künftig noch stärker in den Vordergrund rücken bzw. verbessern wird.

>>> So testet Tariftipp.de Smartphones

S9: Leistung und Ausstattung

Die Leistung des S9 hat Samsung mit der neuen Exynos 9810 CPU erneut aufgebohrt. 243.200 Punkte im AnTuTu-Test sprechen eine eindeutige Sprache: Das S9 ist rasend schnell und agiert in allen Situationen wie gleichzeitig genutzte Apps oder anspruchsvolle Spiele jederzeit souverän.

Kein Wunder, denn der neue Prozessor wird mit gewaltigen 2,9 GHz getaktet und von 4 GB RAM Arbeitsspeicher sowie einer Mali-G72 MP18 GPU mit 850 MHz unterstützt.

Der fest verbaute Akku hat eine Kapazität von 3.000 mAh und bringt es so auf eine Laufzeit von etwa 10 Stunden. Das ist für ein Smartphone mit dieser Leistung bei der Displaygröße ein guter, wenn auch kein sensationeller Wert. Zudem ist der Akku natürlich auch wieder per QuickCharge schnellladbar und außerdem kabellos (induktiv) ladbar. Dies ist immer noch ein Feature, was nur wenige andere Hersteller anbieten - Punkt für Samsung.

Auch die sonstige Ausstattung (siehe Tabelle unten) ist wie es sich für ein Flaggschiff-Handy dieser Preisklasse gehört vollständig. Das S9 gibt es übrigens auch als Dual-SIM Version ohne Aufpreis, wobei viele Mobilfunkanbieter lediglich die Single-SIM Version verkaufen.

Wer sich für die Dual-SIM Version entscheidet, kann beim Einsatz von zwei nano-SIM Karten allerdings keine micro-SD einlegen, weil es sich beim S9 um einen Hybrid-Slot handelt. Das bedeutet: Entweder zwei SIM-Karten oder eben eine SIM-Karte und eine micro-SD Karte. Diese kann maximal eine Kapazität von 400 GB haben, der interne Speicher beträgt beim S9 immerhin schon 64 GB.

Weiterhin erwähnenswert ist das nach IP68 gegen Wasser und Staub geschützte Gehäuse. LTE ist mit bis zu 1,2 GBit/s möglich (!), außerdem funkt das S9 mit WLAN ac und Bluetooth 5.0. Beim USB-Anschluss handelt es sich zudem um die schnelle 3.1 Version.
 

Das Samsung Galaxy S9 ist das bislang am besten ausgestattete Smartphone, was wir getestet haben. Einziges fehlendes Feature: Ein FM-Radio.

S9: Kamera, Beispielbilder und Video

Zu den größten Änderungen gegenüber dem Vorgängermodell S8 gehört beim S9 ganz sicher die Hauptkamera. Es handelt sich zwar nach wie vor um ein Single Objektiv mit einer Auflösung von 12 Megapixeln, dieses Objektiv hat nun aber eine variable Blende von f/1.5 bzw. f/2.4. Die Optik ist also nicht nur merklich lichtstärker, sondern kann je nach Motivsituation mechanisch eine größere oder kleinere Blende einstellen.

So wird bei Tageslicht beispielsweise automatisch die Blende f/2.4 ausgewählt, dadurch bekommen die Fotos einen größeren Tiefenschärfebereich. Ist weniger Licht vorhanden, so wird mechanisch auf f/1.5 umgeschaltet und mehr Licht auf den Sensor gelenkt. Durch die größere Blendenöffnung ist das S9 laut Samsung gegenüber dem S8 etwa 30% rauschärmer.

Unsere Testaufnahmen bestätigen dies: Bei wenig Licht sind uns merkbar bessere Aufnahmen gelungen als mit dem S8. Bei Tageslicht hingegen war der Unterschied nicht wahrnehmbar.

Zudem hat die Kamera beim S9 schnellere Speichermodule bekommen, mithilfe derer Sie im HDR-Modus zwölf Fotos auf einmal aufnehmen kann, aus denen am Ende das Endergebnis "zusammengebaut" wird, welches durch dieses Verfahren deutlich rauschärmer und kontrastreicher ist.

Neu ist außerdem der Zeitlupenmodus mit 960 Bildern pro Sekunde. In diesem Modus wird aus einer nur 0,2 langen Aufnahme eine Zeitlupen-Filmchen von immerhin sechs Sekunden. Sehr praktisch ist dabei die Einstellung, dass die Aufnahme sofort automatisch beginnt, sofern das S9 eine Bewegung des Motivs erkennt. Wer möchte kann die Zeitlupen-Sequenzen mit Musik hinterlegen oder ein animiertes GIF für Facebook, Insta & Co. erstellen.

Beim S9 ist außerdem natürlich wieder der wirksame optische Bildstabilisator an Bord, der auch schon im S8 gute Dienste geleistet hat. Etwas schade finden wir hingegen die Tatsache, dass beim S9 nicht ein zweites Objektiv wie beim S9+ zum Einsatz kommt, dadurch sind mit dem S9 leider keine echten Teleaufnahmen möglich. Allerdings gibt es auch beim S9 den beliebten Portrait-Modus, bei dem der Hintergrund per Software unscharf geschaltet werden kann.

Insgesamt kann man sagen, dass die Kamera des S9 gegenüber dem S8 aufgrund der Lichtstärke, des Super-Zeitlupenmodus und der variablen Blende noch ein wenig zugelegt hat. So sind die Ergebnisse, die wir mit dem S9 im Automatikmodus bei unterschiedlichen Lichtverhältnissen geschossen haben sehr gut, vor allem in Low-Light Situationen konnte das S9 mit rauscharm Aufnahmen begeistern. 

Testbilder Samsung Galaxy S9

Die folgenden Bilder wurde mit dem Smartphone im Automatikmodus gemacht. 
Bitte anklicken für Details und Möglichkeit zum Download in Originalgröße.

Testvideos in 4K, Full-HD etc. mit/ohne OIS

Das S9 bietet eine Menge Videoformate. Die maximale Videoauflösung liegt bei UHD (4K) mit 60 Bildern pro Sekunde. In diesem Modus ist allerdings der optische Bildstablilisator nicht verfügbar. Dieser ist ab UHD mit 30 bps und niedrigeren Auflösungen hinzuschaltbar und verrichtet gute Dienste. Auch das eingebaute Mikrofon ist top. Insgesamt zeigt Samsung beim S9 in Sachen Video eine außergewöhnlich gute Performance.

S9: Fazit, Pro und Contra, Alternativen

Alles richtig gemacht, Samsung! Das Galaxy S9 ist ein komplett ausgestattetes Super-Smartphone ohne Schwächen. Okay, wir hätten in Sachen KI/Bixby gegenüber dem S8 mehr erwartet, aber handelt es sich ja um eine Software-Schwäche, die Samsung durch ein Softareupdate zumindest theoretisch ausmerzen kann, ohne dass man sich ein neues Handy kaufen müsste.

Ansonsten können wir ansonsten tatsächlich nur positives über das S9 sagen. Eine tolle Kamera in einem superschnellen und komplett ausgestatteten Handy in einem schönen Gehäuse mit Top-Display machen das S9 tatsächlich zu einem Top-Flaggschiff-Handy!

Das S8 kostet derzeit etwa 530 Euro. Auch wenn das S9 "nur noch" 700 Euro kosten sollte, ist das S8 natürlich in Sachen Preis/Leistung der bessere Deal. Auf der anderen Seite hat das S9 schon deutlich spürbare Vorteile. Wer nicht auf den Euro achten muss, der wartet noch ein paar Wochen und schnappt sich dann das S9. Wer eine Preisgrenze bei 550 Euro zieht, der wird mit dem S8 glücklich werden.

Übrigens gibt es das S9 natürlich auch als Bundle-Deal bei diversen Mobilfunk-Anbietern mit Vertrag. Besonders gut finden wir die S9-Tarife von smartmobil.de.

S9: Technische Daten