Samsung SGH-L700: Einsteiger-Handy im Metall-Design
Einfache Handys sehen häufig billig aus, edel aussehende Handys sind häufig kompliziert gestrickt. Das Samsung SGH-L700 soll ein gelungener Kompromiss aus beidem sein: einfach in der Bedienung und nobel im Look.
Schon wenn man das neue Einsteiger-Handy in den Händen hält, ist der Eindruck überraschend. Stolze 107 Gramm bringt das SGH-L700 auf die Waage, denn anders als viele Konkurrenten sieht das Gehäuse des Samsung-Telefons nicht nur wie Metall aus, es besteht tatsächlich daraus.
Das solide Material verleiht dem Samsung einen Hauch von Ewigkeit. Die Abdeckung der Batterie rastet mit einem satten Geräusch ein. Die Taste für die integrierte Digitalkamera, die Wippe für die Lautstärkeregelung und das zentrale Steuerelement treten kaum aus dem massiven Gehäuse hervor.
Das Zubehör umfasst das Übliche: Software-CD-Rom, Lade- und USB-Datenkabel sowie eine recht dünn geratene Bedienungsanleitung. Den guten ersten Eindruck trübt zudem das mit 176 x 220 klassentypisch grobe Display.
Telefonfunktionen und Menüsteuerung
Der hochwertige Eindruck des SGH-L700 setzt sich bei der Tastatur fort. Beim Verfassen von SMS und Speichern von Kontakten gefallen die Tasten des Samsung durch einen angenehmen Druckpunkt. Nicht zu hart, nicht zu fahrig – so muss es sein.
Einziger Kritikpunkt beim Verfassen von SMS ist der Wechsel von Klein- zu Großschreibung. Dieser geschieht nämlich nicht direkt, sondern über den Umweg der Nummerneingabe. Auch nicht perfekt gelöst ist das Ein- und Ausschalten der T9-Worterkennung. Diese ist erst unter Option und hier erst an Menüpunkt Nummer 10 („Eingabemethode“) zu finden. Bei anderen Einsteiger-Handys reicht da ein simpler Druck auf Sternchen- oder Rautetaste.
Ansonsten macht das Menü jedoch einen übersichtlichen Eindruck. Drückt man auf die „Auflegen“-Taste, kommt man immer wieder zum Startbildschirm zurück. Betätigt man die „OK“-Taste, kommt man ins Hauptmenü. Die Belegung der Steuerungen des zentralen Bedienknopfes ist zudem frei wählbar.
Beim Telefonieren dann wieder ein Moment der Enttäuschung. Die Sprachqualität ist zwar in beide Richtungen gut, wenn das Signal stark genug ist, aber die Antenne des SGH-L700 arbeitet unterdurchschnittlich schwach. In schwierigen Empfangssituationen, in denen andere Handys wenigstens noch ein oder zwei Striche anzeigen, verliert das Samsung auch mal komplett das Netz. Am Rande unserer Referenz-Homezone empfangen wir das Signal der O2-Heimatantenne nur sporadisch.
Kamera mit Blitzlicht
Die Kamera ist sicherlich das Prunkstück des Samsung SGH-L700. Eine Auflösung von zwei Megapixel und ein maximal dreifacher optischer Zoom sind zwar in dieser Preisklasse üblich, aber wo, bitte schön, bekommt man auch noch so einen kräftigen Blitz dazu spendiert? So schafft das Samsung selbst bei diffuser Beleuchtung respektable Innenaufnahmen, wenn man denn mit einer gewissen Grundunschärfe leben kann:
Bei Nachtaufnahmen kann der potente Blitz des SGH-L700 aber nur dann etwas reißen, wenn das Objekt maximal einen Meter weit entfernt ist. Hintergründe werden schwammig:
Bei Tag hingegen macht das Samsung eine überdurchschnittlich gute Figur. Einziger Wehrmutstropfen: Die Wippe, über die beim Fotografieren der Zoom gesteuert wird, liegt unpraktischerweise nicht auf derselben Gehäuseseite wie des Auslösers:
Datenverbindungen
Wer viel mobil im Netz surft, wird mit dem Samsung nicht viel Freude haben. Das SGH-L700 schafft maximal UMTS-Geschwindigkeit. In der Praxis reicht dies jedoch aus, um eine relativ „leichte“ Seite wie die Tariftipp.de-Homepage in einer akzeptablen Zeit aufzurufen. Bei „schwereren“ Seiten kapituliert das Handy, wenn UMTS nicht zur Verfügung steht, mit den Worten: „Seite für Darstellung zu groß.“
Keine glückliche Figur macht das Samsung bei der Übertragung von Fotos, Songs oder Videos. Um solche Daten vom Telefon auf den PC oder umgekehrt zu verschieben, braucht es die Installation der Software „PC Suite“, so dass der schnelle Datentransfer an fremden Rechnern leider meist ausfallen muss.
Auch nicht schön: Serienmäßig liegt dem SGH-L700 keine Speicherkarte bei.
Wenn man den vorhandenen Slot im Samsung-Gehäuse schon selbst füllen muss, sollte man deshalb am besten eine microSD und einen passenden Multi-Card-Reader besorgen, um eine schnellere Datenübertragung zu ermöglichen. Eine Alternative ist der altbewährte SD-Adapter, der für wenige Euro zu haben ist.
Ein Trost bleibt, dass das SGH-L700 sich gut mit Bluetooth-basierten Freisprecheinrichtungen wie der des Becker-Navis Traffic Assist 7977 „versteht“. Auch bei Bluetooth-Headsets anderer Hersteller wie dem Sony Ericsson HBH-PV710 gibt sich das Metall-Handy aus Korea von seiner kommunikativen Seite.
MP3-Player und Akkulaufzeit
Beim Headset gibt sich Samsung eindeutig weniger knausrig als bei der Speicherkarte. Die seriellen Kopfhörer machen einen durch und durch ordentlichen Eindruck. Für ein Einsteiger-Handy besticht das SGH-700 durch ausreichend Klangtiefe, aber auch Feinheit in den Spitzen.
Der integrierte MP3-Player erfüllt zwar keine höheren Ansprüche in puncto Zuordnung von Songs zu Alben oder Interpreten, aber dafür ist er selbsterklärend einfach. Das UKW-Radio des Samsung-Einsteiger-Handys hat einen gut funktionierenden Sendersuchlauf und ermittelt die Kennung der Radiostationen mittels RDS.
Der Akku ist mit 960 Milliampèrestunden klassenüblich knapp bemessen. Demzufolge schafft das SGH-L700 auch nur maximal drei Stunden im Gesprächsmodus. Die ermittelte Standby-Zeit lag mit 200 Stunden leider unterhalb der von Samsung deklarierten 300 Stunden.
Fazit
Mit dem SGH-L700 ist Samsung zweifelsohne ein echter Hingucker gelungen. Das massive Metallgehäuse des Designer-Handys für Einsteiger lässt den Gegenüber denken, man telefoniere mit einem teureren Mobiltelefon. Weitere positive Merkmale sind die sehr gute Verarbeitungsqualität, der starke Kamerablitz und der gut austarierte Druckpunkt der Tasten.
Negativ zu bewerten sind die unterdurchschnittliche Empfangsqualität, das Fehlen einer Speicherkarte und die nur schleppende Datenübertragung über USB-Kabel. Für das mobile Surfen im Internet ist das SGH-L700 nur dort zu gebrauchen, wo ein starkes UMTS-Signal anliegt.
Dennoch dürfte sich Samsungs neues Einsteigergerät gut verkaufen. In Online-Shops ist das laut UVP 239 Euro teure SGH-L700 schon für rund 100 Euro zu haben. Eleganter kann man in dieser Preisklasse – abgesehen vielleicht noch vom Motorola Moto U9 – nicht telefonieren. Zudem ist das Gehäuse besser verarbeitet als z.B. beim in etwa gleich teuren Sony Ericsson W302.