LG KC910 Renoir: Kamera-Handy mit kreativer Note
Das LG KC910 trägt den schönen Beinamen Renoir, doch es malt keine Bilder, sondern schießt Fotos. Dank acht Megapixel Auflösung gelingt das dem Touchscreen-Handy auf höchst eindrucksvolle Weise.
Wenn es so weiter geht, hat die gute, alte Digitalkamera wohl bald ausgedient. Mit dem Idou präsentierte vor wenigen Tagen Sony Ericsson das erste Zwölf-Megapixel-Handy, mit dem Samsung M8800 Pixon kam vor einigen Monaten das erste Acht-Megapixel-Handy mit Touchscreen auf den Markt. Bei dieser „Pixelmanie“ wollte LG sich nicht lumpen lassen und schickte das KC910 ins Rennen.
Der Foto-Riese mit dem schönen Beinamen Renoir soll nicht nur schöne Fotos machen, er sieht auch nach etwas aus. Aus dem Gehäuse in einer klassischen Kombination der Farben Amethyst und Silber lugt auf der Rückseite das Objektiv von Schneider-Kreuznach hervor.
Um das Display nicht beizeiten durch Fingerabdrücke zu verschmieren, legt LG einen Stick bei, der in einem eigenen Mini-Lederetui platziert ist – daran hätte sicherlich auch der gute Auguste Renoir seine Freude gehabt. Ebenso goldig ist das Vogelgezwitscher, das erklingt, sobald man das Handy durch Eingabe der PIN freigeschaltet hat. Dann erscheint als Bildhintergrund ein Gemälde des Meisters des Impressionismus.
Im Wesentlichen wird das LG Renoir also per Touchscreen gesteuert, und zwar wahlweise im Hoch- oder Querformat. Das klappt auch mit dem bloßen Finger erstaunlich gut. Einen erfolgreichen Impuls quittiert das KC910 durch eine kurze Vibration.
Das Foto-Handy hat aber auch eigene Knöpfe für das Starten und Beenden von Anrufen, zur Lautstärkenregulierung, zum Entriegeln und Sperren des Touchscreen-Displays sowie – last but not least – zum Fotografieren.
Die Menüstruktur gibt keine großen Rätsel auf. Die Hauptfunktionen Kontaktliste, Anrufen und SMS sind gleich auf dem Start-Display zu finden. Alle anderen Funktionen finden sich durch Drücken des ganz rechten blauen Buttons.
Wie schon von anderen LG-Handys mit Touchscreen wie z.B. dem KB770 gewohnt, sind die Funktionen in die Bereiche Unterhaltung, Einstellungen, Anwendungen und Kommunikation gegliedert.
Das Renoir soll zwar primär fotografiebegeisterte Nutzer ansprechen, es ist aber auch ein gutes Telefon. Das Handy liefert in beide Richtungen eine ordentliche Sprachqualität. Der Netzempfang ist ausgezeichnet.
Empfangsaussetzer sind nur in sehr schlechten Empfangssituationen wie z.B. im Fahrstuhl zu bemerken. Selbst am Rande unserer O2-Referenz-Homezone ist das kleine Haussymbol noch auf dem Display zu sehen.
Das Verfassen von SMS geht recht leicht von der Hand, wenn man die klassische T9-Buchstabenerkennung nutzt. Gut zu gebrauchen ist auch die QWERTZ-Tastatur, auf die man zurückgreifen kann, wenn man das KC910 im Querformat hält. Die Handschrifterkennung funktioniert zwar besser als beim von Tariftipp.de bereits getesteten KB770, aber ist immer noch recht langsam.
Noch nicht richtig ausgereift scheint dagegen das Scrollen in der Anruf- und Kontaktliste zu sein. Mit dem Stick klappt dies schon etwas besser, ist dieser aber nicht zur Hand, braucht es Geduld, ehe man den gewünschten Kontakt auch wirklich trifft. Besser ist es da, den Namen in das oben eingeblendete Suchfeld einzugeben.
Begeisterte das Samsung M8800 Pixon im Tariftipp.de-Test schon mit seiner eingebauten Acht-Megapixel-Kamera, gilt dies umso mehr für das LG KC910 Renoir. Das Handy bietet eine unglaubliche Auswahl an Einstellmöglichkeiten.
So ist allein die Lichtempfindlichkeit von ISO 100 bis 1600 einstellbar. Auch Features wie Blinzelerkennung, Weißabgleich, Lichtoptimierung, Farbeffekte sowie diverse Aufnahmemodi sind an Bord – das kannte man bis dato nur von reinen Digitalkameras.
Daneben bietet das KC910 aber auch die Geotagging-Funktion an – und bietet letztendlich den Vorteil, dass man es im Gegensatz zur Digicam immer dabei hat. Einziger Kritikpunkt: Die Schutzblende des Renoir-Handys muss immer per Hand geöffnet und geschlossen werden. So kann einem der eine oder andere Schnappschuss entgehen. Andererseits dürfte der mechanische Verschluss länger halten als ein elektrisch betriebener.
Bei den Resultaten macht das KC910 vor allem bei Tage eine gute Figur und steht einer reinen Digicam in nichts nach:
Innenaufnahmen sind mit dem LG Renoir ebenfalls zu meistern. Der starke LED-Blitz und der Bildstabilisator helfen bei diffusen Lichtverhältnissen:
Selbst im Dunklen kann das LG-Handy eingesetzt werden – so denn das Ziel in Reichweite des Blitzes liegt. Aber das können digitale Pocket-Kameras auch nicht besser:
Auch beim Klang macht LG spürbar Fortschritte. Hatten die Kopfhörer des TV-Handys KB770 noch Probleme, Stücke mit einer Vielzahl von Instrumenten in ihrer ganzen Bandbreite darzustellen, gelingt dies dem KC910 mittlerweile ganz gut. Dennoch gibt es in dieser Preisklasse sicherlich bessere Headsets.
Zu bemängeln ist vor allem, dass das Handy über keinen 3,5-Millimeter-Klinkennanschluss verfügt, über den alternative, hochwertigere Kopfhörer angeschlossen werden könnten. Stattdessen steht für das serienmäßige Headset nur die LG-übliche Schnittstelle zur Verfügung. Diese hat zudem den Nachteil, dass sie auch für das beigelegte USB-Datenkabel oder das Ladekabel dient.
Besser gefallen da die Akkulaufzeiten. Die Batterie des KC910 Renoir hält für ein Touchscreen-Handy erstaunlich lange durch: Maximal 3,5 Stunden im Gesprächsmodus, drei Stunden im UMTS-Modus und 18 Stunden im MP3-Modus stehen zu Buche. Im Stand-by-Modus hält der Akku circa 290 Stunden.
Das Problem mit dem belegten Anschluss lässt sich zumindest in puncto Datentransfer ganz leicht beheben. LG hat dem Renoir in weiser Voraussicht eine vier Gigabyte große microSD-Karte samt SD-Adapter beigelegt.
Legt man also die Speicherkarte als Zielort für Fotos, Songs oder Videos fest, sind sie über einen passenden Card-Reader ultraschnell auf den PC übertragbar. Gleiches gilt logischerweise auch in die umgekehrte Richtung.
Der Umweg über den Card-Reader empfiehlt sich auch so, denn die Software LG Suite hat so ihre lieben Probleme, das Handy sofort zu erkennen. Man muss den Transfer via USB erst umständlich über einen Untermenüpunkt freigeben. Ansonsten geht gar nichts. Insofern taugt das USB-Kabel am besten noch zur Stromversorgung, falls das eigentliche Ladekabel mal nicht zur Hand sein sollte.
Das LG KC910 kann per GPRS, EDGE, UMTS und HSDPA im Internet surfen, wobei im HSDPA-Modus theoretisch Übertragungsgeschwindigkeiten von bis zu 7,2 Megabit pro Sekunde möglich sind. De facto ist das Surfvergnügen wegen des lahmen Browsers des Handys ein wenig eingegrenzt. Selbst für die nicht allzu „schwere“ Startseite von Tariftipp.de benötigte er geschlagene 15 Sekunden. Etwas schneller geht es per WLAN.
Das ist schade, denn ist eine Seite erst mal geladen, funktioniert das Navigieren per Fingerwisch oder Stick ganz ordentlich. Bei simplen E-Mail-Diensten wie z.B. Yahoo! Mail versagte der Browser mitunter den Zugriff, aber ansonsten beeindruckte bei der Eingabe von URLs die virtuelle Tastatur mit ihren präzise zu treffenden Tasten.
Für ein Handy bietet das LG KC910 Renoir erstaunlich gute Fotoresultate. Selbst bei Nachtaufnahmen, bei denen der Blitz nichts ausrichten kann, können bei entsprechend eingestellter Lichtempfindlichkeit gute Resultate erzielt werden.
Dann sollte man allerdings den Selbstauslöser programmiert und das Foto-Handy auf festem Untergrund platziert haben. Ein Stativ ist nämlich noch nicht einmal gegen Aufpreis zu haben.
Das KC910 Renoir ist nicht nur ein gutes Foto-Handy, sondern hat auch gute Telefoneigenschaften und einen ausreichend starken Akku. Aufgrund der simplen Bedienung ist das Touchscreen-Handy auch für Einsteiger einen Gedanken wert, die gerne und fotografieren.
Das 499 Euro (UVP) teure Renoir weist nur wenige Schwachpunkte auf. Zu kritisieren ist der für diese Preisklasse zu langsame Browser. Auch nicht sonderlich gut funktioniert der Datentransfer zwischen Handy und PC, aber dafür gibt es ja den SD-Adapter.