Letzte Meile: Telekom will 12,37 Euro pro Anschluss von Wettbewerbern
Die Deutsche Telekom will den Mietpreis für die Teilnehmer-Anschluss-Leitung (TAL) um rund 23 Prozent erhöhen. Die Wettbewerber wollen für die sogenannte letzte Meile aber nicht so viel zahlen.
Die Telekom beantragte bei der Bundesnetzagentur eine Anhebung des TAL-Entgeltes von derzeit 10,08 auf 12,37 Euro. Die TAL-Monatsentgelte werden von den Wettbewerbern an die Telekom für die Bereitstellung der letzten Meile bis zum Endkunden bezahlt und von der Bundesnetzagentur festgelegt.
Erstmals soll der Genehmigungszeitraum drei Jahre betragen und eine Verlängerungsoption auf weitere drei Jahre umfassen. Der nächste Beschluss der Bundesnetzagentur könnte also bis zum 31. Dezember 2019 gelten. Die Bonner Behörde muss auf jeden Fall eine Entscheidung treffen, denn das derzeit gültige TAL-Entgelt läuft am 30. Juni 2013 aus.
Die Telekom will die zusätzlichen Einnahmen in den Ausbau des breitbandigen Internets stecken. „Wir nehmen EU-Kommissarin Neelie Kroes beim Wort und erwarten konkrete Anreize für unsere milliardenschweren Investitionsvorhaben“, so Niek Jan van Damme, Deutschland-Chef der Telekom. Im Sommer habe Kroes eine investitionsfreundlichere Regulierung zugesagt und langfristig stabile Preise für die letzte Meile angekündigt, die auch Faktoren wie die allgemeine Preissteigerung berücksichtigen sollten.
Das überarbeitete deutsche Telekommunikations-Gesetz (TKG) ermöglicht es nach den Worten der Telekom zudem, Kosten für Abfindungsprogramme und die Beschäftigungsgesellschaft Vivento bei der TAL anzuerkennen. „Die Bundesnetzagentur sollte jetzt die Chance für eine investitionsfreundliche Regulierungspolitik nutzen“, so van Damme. „Wer Breitbandnetze massiv ausbaut, braucht Sicherheit darüber, dass die Infrastruktur nicht weiter entwertet wird.“
Dabei berufen sie sich auf die europäischen Verbraucherschützer, die sich wegen der geltenden, „künstlich hohen“ TAL-Preise an die EU-Kommission gewandt hätten. Zu Recht kritisierten diese, dass hohe Entgelte nicht zu einem flächendeckenden Ausbau beigetragen haben.
„In Deutschland wird nach mehr als zehn Jahren auch ganz offenkundig, dass zu hohe Mietpreise den Breitbandausbau bis zum Kabelverzweiger massiv behindern“, so VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner. „Der Netzausbau bis zu den grauen Verteilerkästen am Gehwegrand ist zumindest hierzulande von allergrößter strategischer Bedeutung für die nächsten Jahre. Hier entscheidet sich, ob wir in Deutschland eine flächendeckende Versorgung mit bis zu 50 Megabit pro Sekunde (MBit/s) und mehr bekommen oder nicht.“
Nach Ansicht des VATM baut die Telekom sowieso meist dort ihr Netz aus, wo die Kabelnetzbetreiber schon größte Konkurrenz machen. Der Ausbau mit Glasfaser bis in alle Häuser – das sogenannte Fiber to the Home (FTTH) – dürfte nach Erwartung des Verbandes der Telekom-Wettbewerber in Deutschland eher 20 als zehn Jahre dauern.
Daher müsse man es schaffen, die Glasfaser wenigstens bis in alle Gemeinden zu bekommen. Wer aber hier investieren wolle, und das seien fast ausschließlich die Wettbewerber der Telekom, der dürfe nicht mit Mietentgelten für die letzten hundert Meter vom Ausbau abgehalten werden, die aufgrund eines fiktiven Neupreises für das quasi abgeschriebene Kupfernetz festgelegt würden.
Die Bundesregierung plant, 75 Prozent der deutschen Haushalte bis zum Jahr 2014 mit Internet-Anschlüssen mit Download-Geschwindigkeiten von bis zu 50 MBit/s. Die Versorgung der ländlichen Räume hat dabei Priorität. In der Tat scheint das Vorhaben der Bundesregierung ehrgeizig, denn im Jahr 2018 soll sogar jeder deutsche Haushalt mit 50 Mbit/s im Internet surfen können.
Unterstützend wirken könnte jedoch die Weiterentwicklung der Breitbandtechnologien. Neben Glasfasernetzen, die primär in Ballungsgebieten verlegt werden sollen, setzt man große Hoffnung auf den mobile Standard Long Term Evolution (LTE). In einzelnen deutschen Städten sind via LTE schon jetzt Download-Raten von bis 100 MBit/s realisiert.
Um die Tarife der Telekom und ihrer Wettbewerber zu vergleichen, nutzen Sie unseren DSL-Rechner.
© Tariftipp.de, 22. Januar 2013