Nokia Lumia 620: Test

Mit dem Nokia Lumia 620 erweitert Nokia sein Angebot an Smartphones mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows Phone 8 nach unten. Tariftipp.de hat das Nokia Lumia 620 für Sie getestet.

Die unverbindliche Preisempfehlung (UVP) des Herstellers liegt bei 269 Euro. Das Nokia Lumia 620 ersetzt das Vorgängermodell Nokia Lumia 610, das im Tariftipp.de-Test 86 und in der Kategorie Preis/Leistung sogar 98 von 100 möglichen Punkten erreichen konnte.

Auf dem deutschen Markt befinden sich schon das Flaggschiff Nokia Lumia 920 sowie das in der oberen Mittelklasse angesiedelte Nokia Lumia 820, die auf Windows Phone 8 laufen. In den nächsten Wochen wird die Lumia-Familie zudem um die Modelle Nokia Lumia 520 und 720 ergänzt.

Gesteuert wird das Nokia Lumia 620 über einen 3,8 Zoll großen Bildschirm, der eine Auflösung von 800 x 480 Pixeln bietet. Der Prozessor des Einsteiger-Smartphones hat eine Taktung von einem Gigahertz. Etwas unterdimensioniert wirken der Akku, der eine Kapazität von gerade mal 1.300 Milli-Ampèrestunden (mAh) aufweist, sowie der 512 Megabyte RAM Arbeitsspeicher.

Dafür ist der interne Speicher mit acht Gigabyte (GB) verhältnismäßig groß und kann – im Gegensatz zum Vorgängermodell Nokia Lumia 610 – auch per microSD-Karte erweitert werden. Anders als bei den meisten Smartphones verarbeitet das Nokia Lumia auch Speicherkarten mit einer Kapazität von 64 GB. Jeder Nokia-Kunde erhält darüber hinaus sieben GB kostenlosen Speicher beim Cloud-Service Skydrive.

Wie schon das Nokia Lumia 820 und 920 möchte auch das Nokia Lumia 620 durch seine auffallende Farbgebung Käufer finden. Das Einsteiger-Smartphone der Finnen geht mit insgesamt sieben verschiedenfarbigen Wechsel-Covern an den Start.

Um spezielle Farb- und Textureffekte zu erzielen, wird bei der Herstellung des Windows-Smartphones eine neuartige, zweischichtige Farbtechnologie verwendet. Das Polycarbonat-Cover des Nokia Lumia 620 erhält eine farbige Basisschicht sowie eine zweite, transparente und lichtdurchlässige Farbschicht.

Das Highlight des Nokia Lumia 620 dürfte das umfangreiche und kostenlose Kartenmaterial sein. So bietet das Einsteiger-Smartphone Zugang zu den Services „Nokia Karten“, „Nokia Navigation“, „Nokia Bus & Bahn“ und „Nokia City-Kompass“. Diese Augmented-Reality App stellt z.B. Informationen zur näheren Umgebung überlagert auf dem Bild des Kamerasuchers dar.

Wie auch beim Nokia Lumia 920 und Nokia Lumia 820 erweitern die Nokia-eigenen Kamera-Apps die kreativen Möglichkeiten der Fünf-Megapixel-Hauptkamera und VGA-Frontkamera des Nokia Lumia 620. Mit der Anwendung „Nokia Cinemagramm“ können Nutzer einfache Animationen zu Fotos hinzufügen. Die App „Intelligente Bilder“ erstellt aus mehreren Aufnahmen ein perfektes Bild. Unerwünschte Objekte - wie etwa ein fahrendes Auto - können aus dem Foto entfernt werden.

Auch Musikfreunde kommen beim Nokia Lumia 620 auf ihre Kosten. Mit „Nokia Musik“ kann man eue Songs und Künstler entdecken. Neben werbefreiem Musik-Streaming ohne vorherige Registrierung oder Abonnement können Nutzer Playlists auch direkt auf ihr Nokia Lumia 620 herunterladen und offline anhören.

Dank NFC kann das Nokia Lumia 620 mit NFC-fähigem Zubehör, wie z.B. dem JBL PlayUp Portable Wireless Speaker for Nokia gekoppelt werden. Die offene und sichere NFC-Verbindung ermöglicht auch den Austausch von Inhalten per Berührung mit einem kompatiblen Gerät. Mit der App „Brieftasche“ für Windows Phone 8 ist auch sicheres Bezahlen über NFC möglich.

Telefonfunktion und Bedienung

Mit 119,2 x 62,1 x 11,9 Millimetern ist das Nokia Lumia 620 angenehm klein geraten und kann problemlos mit einer Hand bedient werden. Die im Winter sehr praktische Handschuh-Steuerung, die bei den teureren Modellen Nokia Lumia 820 und 920 an Bord ist, sucht man beim Nokia Lumia 620 allerdings vergebens.

Vom Design her sieht das Windos-Smartphone wie ein eingelaufenes Nokia Lumia 820 aus. Dementsprechend muss man beim Nokia Lumia 620 erst den Akkudeckel abnehmen, um die Micro-SIM-Karte und gegebenenfalls eine microSD-Speicherkarte einzulegen.

Das ist leider eine extrem fummelige Angelegenheit. So muss man mit dem Daumen auf die Kamera drücken und gleichzeitig mit dem Zeigefinger versuchen, die Hartschale des Nokia Lumia 620 vom Rest des Smartphones zu trennen. Der Einschubschacht für die Micro-SIM und die Sperre der microSD machen leider auch einen allzu filigranen Eindruck.

Die hellgrüne, glänzende Hartschale, die bei unserem Testgerät mitgeliefert wurde, hält andererseits auch mal einen Sturz aus einen Meter Höhe aus. Netterweise hat Nokia dem Nokia Lumia 620 noch einen zweiten Akkudeckel spendiert, der in unserem Falle in mattem Hellbau daherkam.

Beim Netzempfang macht das Nokia Lumia 620 leider auch keine gute Figur. Zwar riss die Verbindung im O2-Netz nie vollkommen ab, aber Gesprächspartner wurden immer ein wenig gedämpft wahrgenommen. Auch beim Telefonieren im Freien wurde dieser Eindruck nicht verbessert.

Ein Plus des Nokia Lumia 620 ist das gut zu bedienenden 3,8-Zoll-Display. Die Buchstaben- und Zifferntasten sind im Querformat am besten zu treffen, aber auch im Hochformat vertippt man sich selten, wenn man das Nokia Lumia 620 in einer Hand hält. Die Worterkennung des Windows-Smartphones arbeitet zufriedenstellend und wird ab Werk für Deutsch, Englisch und Französisch zur Verfügung gestellt. Andere Sprachen können nachinstalliert werden.

Mit den sogenannten Live-Kacheln bietet das Betriebssystem Windows Phone 8 auf dem Nokia Lumia 620 ein Konzept für den Startbildschirm, das von den Konkurrenten Android und Apple iOS deutlich unterscheidet, aber mit etwas Eingewöhnung gut zu bedienen ist.

Die einzelnen Kacheln können nach Gusto angeordnet werden, wobei – anders als bei Windows Phone 7.5 – auch verschieden große Kacheln auf dem Startbildschirm des Nokia Lumia 620 platziert werden können. Das schafft mehr Übersicht. Alle weiteren Anwendungen findet man über ein Pfeilsymbol unter den Kacheln.

Besonders gut gelungen ist der direkte Zugriff auf die Updates sozialer Netzwerke. Beispielsweise wird Facebook beim Nokia Lumia 620 übersichtlich in die Rubrik Kontakte integriert. So kann man entscheiden, ob man mit einem Kontakt per Anruf, SMS oder Facebook kommunizieren möchte.

Surfen und Navigieren

Das Nokia Lumia 620 hat einen 3,8 Zoll großen Touchscreen und übertrifft damit das Vorgängermodell Nokia Lumia 800 um gerade mal 0,1 Zoll. Außerdem bietet das Windows-Smartphone wie der Vorgänger WVGA-Auflösung (800 x 480 Pixel).

Der Bildschirm reicht somit locker aus, damit das Nokia Lumia 620 bequemes Surfen im Internet ermöglicht. Mit 131 Gramm ist das Nokia Lumia 620 allerdings kein Leichtgewicht und sogar ein Gramm schwerer als das unlängst vorgestellt Samsung Galaxy S4, das allerdings einen Fünf-Zoll-Bildschirm bietet.

Das große Plus des Nokia Lumia 620 ist Nokia Here Drive Plus. Die Navi-App bietet die Möglichkeit, nach Belieben Kartenmaterial auf den internen Speicher des Nokia Lumia 620 herunterzuladen. Leider ist bei acht GB Schluss, aber anders als der Vorgänger bietet das Windows-Smartphone die Möglichkeit, den internen Speicher per microSD-Karte um bis zu 64 GB zu erweitern.

Nokia Here Drive Plus funktioniert auch ohne Datenverbindung, wodurch die Navi-App auch gut im Ausland eingesetzt werden kann, wenn man die wichtigsten Ziele vor Reiseantritt schon einmal ausgewählt hat. Ein nützlicher Service ist der integrierte Tempowarner. Fußgänger-Routen können mit dem Nokia Lumia 620 ebenso geplant werden.

Angesichts dieser guten Navi-App ist es schade, dass das Nokia Lumia 620 manchmal Probleme hat, ein neues Ziel online zu finden. Auch werden über Land gern einmal Routen über Landstraßen vorgeschlagen, obwohl der Umweg über die Autobahn schneller wäre.

Da das Nokia Lumia 620 auf Microsoft Windows Phone 8 läuft, ist als Browser der Internet Explorer desselben Herstellers vorinstalliert. Auch die auf dem Nokia Lumia 620 vorinstallierte Suchmaschine heißt Bing und stammt von Microsoft. Sowohl Internet Explorer 10 und Bing lassen sich spielend einfach bedienen.

In Kombination mit den einfach zu treffenden Tasten der QWERTZ-Tastatur und dem ein GHz schnellen Prozessor des Nokia Lumia 620 ist man für das Surfen im Internet ausreichend gerüstet. Im Mobilfunknetz von O2 ist man mit dem Nokia Lumia 620 in Hamburg meist in HSPA+-Geschwindigkeit unterwegs.

In der Praxis schaffte das Nokia Lumia 620 Download-Geschwindigkeiten von bis zu 7,8 Megabit pro Sekunde (MBit/s) im Freien und maximal 7,2 MBit/s in Gebäuden. Im Upload verzeichneten wir im Freien bis zu 1,6 MBit/s und beim Indoor-Empfang bis zu ein MBit/s. Alternativ hat das Nokia Lumia 620 eine WLAN-Schnittstelle, die allerdings nicht so eine gigantische Reichweite hat wie z.B. beim Nokia Lumia 800, das mittlerweile für ebenfalls rund 220 Euro zu haben ist.

Aus dem Windows Store können nach Belieben Anwendungen heruntergeladen werden. Auch das Installieren und Entfernen von Apps geht intuitiv von der Hand. Allerdings merkt man schnell, dass im Windows Store doch deutlich weniger Apps zu finden sind als bei anderen Betriebssystemen. Zurzeit sind es nach Angaben von Microsoft rund 120.000 Anwendungen.

Fotos und Videos

Das Nokia Lumia 620 schießt Fotos mit einer Auflösung von bis zu fünf Megapixeln, die „PureView“-Technologie, die im teureren Nokia Lumia 920 verbaut ist, fehlt aber. Schade ist, dass zum Überspielen von Songs, Fotos und Videes vom Windows-Smartphone entweder der Cloud-Service SkyDrive genutzt werden muss oder man lange warten muss, bis das Nokia Lumia 620 als Hardware vom PC erkannt wird.

Die Kamera des Nokia Lumia 620 verfügt zwar über Autofokus und LED-Blitzlicht, aber auch über verhältnismäßig wenige Einstellungsmöglichkeiten. Das Windows-Smartphone hat bei Tagaufnahmen trotzdem keine Probleme:

Bei Innenaufnahmen macht der Autofokus des Nokia Lumia 620 meist einen guten Job und so auch in diesem Fall:

Auch Nachtaufnahmen gelingen mit Nokia Lumia 620, wenn man den LED-Blitz ausstellt, wie dieses Foto zeigt:

Das Nokia Lumia 620 dreht Videos in HD-Auflösung (1.280 x 720 Pixel). Das sorgt zumindest tagsüber für respektable Resultate:

MP3-Player und Akkulaufzeit

In Sachen Musikwiedergabe ist das Nokia Lumia 620 ausreichend ausgestattet, wenngleich Presets und 3D-Sound fehlen. So verfügt das Windows-Smartphone über eine 3,5-Millimeter-Klinkenbuchse, über die man Stereo-Kopfhörer mit entsprechendem Anschluss andocken kann.

Der Einsatz alternativer Headsets ist möglich, aber die serienmäßigen Kopfhörer des Nokia Lumia 620 machen schon einen ordentlichen Eindruck. Bei fetten Bässen fehlt dem Stereo-Headset des Nokia Lumia 620 allerdings die Klangbreite.

Der Akku des Nokia Lumia 620 hat eine Kapazität von 1.300 mAh. Das ist für ein Smartphone der Preisklasse von um die 200 Euro zu wenig, so dass das Windows-Smartphone hier leider die Tradition des Nokia Lumia 610 aufgreift.

So reicht es lediglich zu 160 Minuten Sprechzeit. Nach ebenfalls 160 Minuten hört das Nokia Lumia 620 auf, im Internet zu surfen. Im Stand-by-Modus sind beim Windows-Smartphone allenfalls bis zu 320 Stunden Akkulaufzeit drin.

Fazit

Mit dem Nokia Lumia 620 bekommt der Käufer ein Smartphone, das außen solide verarbeitet ist, bei dem aber im Inneren recht filigrane Bauteile verwendet werden. Da die meisten Nutzer ihre Micro-SIM- oder microSD-Karte aber nicht ständig einsetzen und herausnehmen dürften, fällt das nicht allzu sehr ins Gewicht.

Aufgrund seines Betriebssystems hebt sich das Nokia Lumia 620 von der breiten Masse ab. Das Betriebssystem Windows Phone 8 von Microsoft lässt sich mit etwas Übung recht intuitiv steuern, wenngleich Android-Smartphones wie das Samsung Galaxy S3 mini noch einen Tick eingängiger in der Bedienung sind und mehr Apps (800.000 gegenüber 120.000) bieten.

Das große Plus des Nokia Lumia 620 ist die Navi-App Nokia Here Drive Plus, die die Möglichkeit bietet, nach Belieben Kartenmaterial auf den internen Speicher des Nokia Lumia 620 herunterzuladen. Die Software funktioniert auch ohne Datenverbindung, wodurch sie auch im Ausland eingesetzt werden. Beim Finden von Zielen und Vorschlagen von Routen konnte Nokia Here Drive Plus allerdings nicht immer begeistern.

Zwar bietet der interne Speicher des Nokia Lumia 620 nur acht GB Speicherplatz, aber er kann per microSD-Karte um bis zu 64 erweitert werden. Darüber hinaus kann der Nokia-kunde auf den Cloud-Service SkyDrive mit sieben GB kostenlosem Speicherplatz zurückgreifen.

Für das Surfen im Internet ist das Windows-Smartphone gut gerüstet. Mobil surft das Nokia Lumia 620 meist via HSPA+, wobei theoretisch bis zu 21 MBit/s im Download möglich sind. Für die Nutzung daheim oder am Hotspot ist WLAN an Bord. Die QWERTZ-Tastatur lässt sich vor allem im Querformat gut bedienen.

Der ein GHz schnelle Prozessor erweist sich höchstens bei datenintensiven wie Real Football als überfordert. In der Regel kommt er mit den Anforderungen des Nokia Lumia 620 aber zurecht. Dass das Nokia Lumia 620 nur ein 3,8-Zoll-Display hat, ist auch von Vorteil, denn man kann es problemlos mit einer Hand steuern.

Als Ersatz für den MP3-Player taugt das Nokia Lumia 620 aufgrund seiner guten Stereo-Headsets nur bedingt, da Presets oder 3D-Sound fehlen. Ordentlich schlägt sich das Nokia Lumia 620 in puncto Fotografie, da die Fünf-Megapixel-Kamera vor allem tagsüber sehr gute Fotos schießt.

Leider ein Manko des Smartphones ist – wie schon beim Vorgänger Nokia Lumia 610 – der Akku, der maximal 160 Minuten Sprechzeit bietet. Wer tatsächlich die vielen Features des Nokia Lumia 620 ausnutzt, dürfte nicht umhinkommen, das Windows-Smartphone alle 24 Stunden neu aufzuladen.