Test Samsung Level Over
Erst am 04.06.14 haben wir den neuen Over-Ear Kopfhörer "Level Over" von Samsung vorgestellt. Als Erscheinungsdatum war eigentlich erst der 16. Juni vorgesehen, doch bereits seit dem 29.05. war das Gadget bereits bei Amazon gelistet. Wir haben unser Test-Exemplar bereits erhalten und den AG900 ausführlich testen können.
Lesen Sie in diesem Testbericht alles über die Stärken und Schwächen dieses Flaggschiffs aus der neuen Level-Serie von Samsung.
Zusätzlicher Videotest am Ende der Seite
Technische Daten Samsung Level Over

Da wir das Gerät bereits ausführlich vorgestellt haben, hier die technischen Daten nur aller in Kürze:
Typ: über-Ohr-Kopfhörer
Impedanz: 41 Ohm
Bluetooth: Version 3.0 mit A2DP/AVRCP/HSP/HFP/SPP/APT-X
max. Funkabstand: 10 m
eingebautes Mikro: Ja
Rufannahme: Ja
Lautsprecher: 50 mm Neodym-Treiber
Akku: Lithium-Ionen, 15 Std. Laufzeit
Micro-USB-Ladeanschluss: Ja
3,5 Klinkenstecker: Ja
Gewicht: 350g
Kabellänge: 1,2 m
Test Samsung Level Over
Auf dem Papier macht der Level Over also eine gute Figur, doch nun muss er zum Test antreten und beweisen, ob er wirklich so gut klingt wie erhofft und ob seine zahlreiche Feature-Liste sich im Alltag auch als praktisch erweist.
Lieferumfang
Der sehr edle Karton beinhaltet neben dem Kopfhörer selbst noch ein Case sowie ein kleine Tasche mit USB-Ladekabel und 3,5-Klinkenstecker Audiokabel mit Fernbedienung. Außerdem gibt es eine Anleitung, die man eigentlich nicht braucht - die Bedienung ist äußert intuitiv. In unserer Bildergalerie oben sehen Sie den kompletten Lieferumfang mit ausführlicher Beschreibung.
Erster Kontakt: So fühlt sich der Level Over an
Sobald man den Kopfhörer in den Händen hält, stellt sich der Will-haben-Effekt ein. Die verwendeten Materialien fühlen sich sehr edel und trotzdem robust an. Der Kopfhörer wiegt 350 Gramm. Das ist nicht gerade leicht, führt aber dazu, dass man das Gefühl bekommt, ein ausgewachsenes Gerät in den Händen zu halten. Auf dem Kopf trägt sich der Level Over trotz des beachtlichen Gewichts ausgesprochen bequem. Die Muscheln bestehen aus Polyurethan, einem sehr elastischen Material. Die Muscheln umschließen die Ohren komplett, auch nach längerer Zeit ändert sich nichts am guten Tragekomfort.
Anschalten - und aktive Rauschunterdrückung testen
Der Kopfhörer kommt nahezu vollständig aufgeladen an, man kann also gleich loslegen. Der Kopfhörer wird durch einen Schalter an der rechten Seite angeschaltet und begrüßt den Träger mit einem schönen Klang, der uns ein wenig an das Hochfahren eines Windows-PC erinnert. Die passive Rauschunterdrückung ist wie erwartet bereits recht stark, da es sich ja um einen Over-Ear-Kopfhörer handelt.
Die aktive Rauschunterdrückung (ANC) wird durch einen Knopf unterhalb des Ein/Ausschalters aktiviert. Und nun hört man je nach Umgebungslärm kaum noch etwas. Das ANC greift wirksam ein und entfernt vor allem die niedrige Frequenzen aus dem Hörbild. Das Ganze erinnert sehr an den Bose Quietcomfort 15, der bisher als Meister der Rauschunterdrückung galt. Der Level Over steht dem Bose hierbei in nichts nach, das konstruktionsbedingt auftretenden Grundrauschen ist auf vertretbarem Niveau und kaum wahrnehmbar. Die hochfrequenten Signale dringen weiterhin zu den Ohren, wenn man angesprochen wird, kriegt man das also schon noch mit. Insgesamt funktioniert das ANC hervorragend.
Kopplung an das Smartphone
Nun wollen wir sehen, wie sich der Level Over mit dem Smartphone versteht. Wir halten die linke Ohrmuschel (dort befindet sich der NFC-Chip des Kopfhörers) an unser Test-Smartphone, ein Galaxy Note 3. Per NFC gelingt die Kopplung problemlos.
Wie klingt der Samsung Level Over?
Und nun schalten wir die Bluetooth-Schnittstelle des Smartphones ein und verbinden beide Geräte - auch das klappt auf Anhieb und ohne Probleme. Als ersten Test hören wir Pink Floyds "The Wall" - wohl gemerkt über Bluetooth - und trauen unseren Ohren kaum. überragend die Auflösung, sehr breite Bühne und eine sehr gute Mischung aus Detailreichtum und druckvoller übertragung. Oft klingen Kopfhörer entweder sehr detailreich oder eben druckvoll - es gibt nur wenige Geräte, die beides können. Der Level Over gehört ohne Frage dazu.
Natürlich kann man den Klang per EQ am Smartphone auf seine Bedürfnisse einstellen (dazu unten mehr), wir haben für den ersten Eindruck jedoch darauf verzichtet und den Klang "flat" gelassen. Bei klassischer Musik stellt der Samsung seine klangliche Güte ebenfalls eindrucksvoll unter Beweis. Wir hören das Adagio in G-Minor von Albinoni sowie Puccinis "O mio babbino caro" und genießen eine gleichwohl hohe Auflösung und klare Trennung der Instrumente, wie wir es bei einem mobilen Kopfhörer noch nie erlebt haben. Der Gesang kommt samt-seidig und absolut souverän, nichts drängt sich in den Vordergrund, alle Frequenzbänder werden wunderbar abgestimmt dargestellt. Das klingt für unsere Ohren absolut überragend.
Danach geht´s poppiger weiter mit "Madness" von Muse und noch etwas härter mit "Exit Wounds" von Placebo - und wollen den Level Over gar nicht mehr abnehmen. Der Druck, der vom Samsung ausgeht ist atemberaubend. Das Ganze ist zwar etwas bass-lastig, aber trotzdem gut definiert und wenig brummig. Erst wenn wir die Lautstärke Richtung Maximum aufdrehen wird es im Bassbereich für unsere Ohren ein wenig zu druckvoll. Allerdings sei dazu gesagt, dass es vielen Menschen gar nicht druckvoll genug sein kann (Beats-Fans lassen grüßen!). Gegenüber dem zugegebenermaßen günstigeren Beats Solo lässt sich der Samsung allerdings weniger schnell an die Grenzen bringen und bleibt quasi länger im Sattel.
Nun hören wir im Vergleich einen Hifi-Hörer, nämlich den AKG K 271 Studio. Dieser klingt deutlich Mittenlastiger und löst im Vergleich zum Samsung weniger gut auf. Auch der mobile Klassiker "Koss Porta Pro" hat gegen dem Samsung kaum eine Chance - alles ist etwas matter und deutlich dichter beieinander, hat also eine deutlich kleinere Bühne. Zugegeben: Das ist ein gewagter Vergleich, denn sowohl der AKG als auch der Koss sind günstiger und der Koss ist ein On-Ear. Aber da es sich um Bestseller in Ihren Kategorien handelt, ist der Vergleich für den einen oder anderen Leser sicherlich trotzdem ganz interessant.
Warum klingt der Samsung so gut? Nun, ein Blick auf die Hardware gibt Auskunft: Der Kopfhörer verfügt über 50 mm Neodym-Treiber. Diese findet man z.B. auch im Philips Fidelio X1, der ebenfalls mit seinem überragendem Klang überzeugen kann. übrigens sind die Speaker des Samsung wie beim X1 geneigt, um die Schalltrichter des Innenohrs rechtwinklig zu treffen und dadurch tonale Veränderungen zu minimieren. Sieht im ersten Moment ein wenig "schief" aus (siehe Foto), ist aber sehr sinnvoll.
Bedienung per Touchpad
Die rechte Ohrmuschel beherbergt das Touchpad des Level Over, mit dem man sein Smartphone kabellos steuern kann. Auch das funktioniert intuitiv und absolut verlässlich. Die Lautstärke lässt sich regeln, ebenso das Skippen zwischen den Stücken und die Annahme von Telefonaten per Doppel-Tipp. Der Level Over hat gleich vier eingebaute Mikrofone, zwei für die aktive Rauschunterdrückung sowie zwei weitere für die Telefonie. Natürlich kann so auch S-Voice, die Spracherkennung und -Steuerung von Samsung - nutzen. Einfach einen Finger drei Sekunden auf dem Touchpad belassen, schon meldet sich S-Voice und man kann seine Befehle an das Smartphone senden. Durch ein einfache "Anruf Person xyz" startet man z.B. Anrufe, ohne das Smartphone zur Hand nehmen oder den Kopfhörer abnehmen zu müssen. Das ist im täglichen Einsatz wirklich superpraktisch, wir haben auf diese Art und Weise das mittlerweile ausgereifte S-Voice eigentlich erst richtig kennengelernt.
Kopfhörer mit Kabel nutzen
Natürlich kann man den Level Over auch mit dem mitgelieferten Kabel nutzen. Am Ende dieses Kabels ist eine kleine Steuereinheit untergebracht, mit dem man ebenfalls Lautstärke und Rufannahme/S-Voice sowie Skippen kann - merkwürdigerweise allerdings nur vorwärts, nicht rückwärts. Bei Kabelbetrieb fallen gleich zwei Dinge flach: Die Steuerung per Touchpad funktioniert nun genauso wenig wie die Steuerung mit der "Level"-App, die wir weiter unten näher beschreiben. Die Lautstärke ist übrigens bei der Nutzung des Kabels weder stärker noch schwächer als bei Nutzung per Bluetooth. Auch beim Klang haben wir keinen Vorteil feststellen können.
Bluetooth-Klang genauso gut wie mit Kabel !
Und das ist eigentlich die Sensation dieses Tests: Die Audio-übertragung per Bluetooth bringt keinerlei Einschränkungen. Dies liegt am Protokoll apt-X, welches der Samsung Level Over beherrscht. Bei apt-X wird das Audio-Signal nicht nochmals komprimiert und somit quasi verlustfrei zwischen zwei Geräten übertragen. Anders als bei A2DP, welches die sowieso schon komprimierten MP3 nochmals packt, ist mit apt-X in etwa CD-Qualität per Funk möglich. Dazu sei allerdings gesagt, dass der Audioabspieler dieses Protokoll natürlich ebenfalls beherrschen muss. Bei unserem Testgerät, dem Galaxy Note 3 ist das der Fall und daher konnten wir uns ausgiebig von den Vorteilen diesen übertragungsprotokolls überzeugen lassen.
Akkubetrieb, Spiel- und Ladezeiten
Da der Samsung Level Over ein aktives Gerät ist, benötigt es natürlich auch einen Akku. Dieser ist intern verbaut und kann nicht gewechselt werden. Die Spieldauer ist mit 15 Stunden angegeben, das ist auch ungefähr der Wert, den wir ermittelt haben. Geladen wird der Level Over per Micro-USB-Kabel, also quasi wie ein Handy. Die Ladezeit beträgt etwa drei Stunden. Sobald der Akku vollständig geladen ist, ändert die LED seine Farbe nach grün.
App-Steuerung "Level"
Noch kurz ein Wort zur kostenlosen App "Level" von Samsung. Diese App dient vor allem dazu, seine EQ-Hörgewohnheiten einzustellen. Zusätzlich zum EQ kann man 3D-Sound, Extra-Bass und "Clarity" hinzuschalten. Als audiophile Menschen lassen wir natürlich die Finger von diesen Optionen, da hierbei nur das versendete Audiosignal verfremdet bzw. angehübscht wird. Das führt i.d.R. aber nicht zu einem besseren Klang, sondern eher zu extremer Betonung von Bässen oder Höhen. Nun ja, auch das ist am Ende natürlich Geschmackssache, wir konnten dem allerdings nichts abgewinnen. Der normale EQ hat übrigens sieben Frequenzbänder. Normalerweise muss man bei Smartphone-EQs mit 5 Bändern auskommen, hier also ein weiterer Pluspunkt für den Level Over. Die App bietet übrigens auch noch eine Lautstärke-Kontrolle, die einen vor zu viel lauter Beschallung schützen soll. Alles in allem ist die App ein nettes Gimmick, mehr aber auch nicht.
Fazit: Eine neue Referenz bei mobilen Kopfhörern
Der Samsung Level Over ist ein hervorragender Kopfhörer für unterwegs und lässt unserer Meinung nach sowohl den Bose QC 15 als auch den Sony MDR1 RNC hinter sich. Es gibt derzeit keinen Kopfhörer, der so gut klingt wie der Level Over und der gleichzeitig mit so vielen sinnvollen Features aufwarten kann. Besonders hervorheben möchten wir die tolle Qualität der kabellosen Audio-übertragung sowie die praktische Steuerung per Touchpad. Der einzige Nachteil dieses Kopfhörers ist das etwas hohe Gewicht. Das zu kritisieren wäre allerdings so sinnvoll, als wenn man den hohen Spritverbrauch eines Porsche bemängeln würde. Wer einen guten Speakerklang haben möchte, der muss eben auch mit entsprechender Hardware wie den 50 mm Neodym-Treibern des Level Over und dem entsprechenden Gewicht leben.
Und wie gesagt: Den guten Tragekomfort hat das Gewicht nicht beeinflusst.
Alles in allem ist der Samsung Level Over für uns die neue Referenz in Sachen mobile Kopfhörer. Absolut erstaunlich, was Samsung - nicht unbedingt als High-End Audiohersteller bekannt - hier auf die Beine gestellt hat. Nebenbei sei erwähnt, dass der Level Over für derzeit etwa 230,- Euro zu haben ist. Der Bose QC 15 kostet noch etwa 270,- Euro und der Sony MDR1 RNC 265,- Euro. übrigens hat der Samsung gegenüber dem Bose noch einen nicht ganz unwichtigen Vorteil: Er lässt sich bei leerem Akku weiter passiv nutzen - und zwar ohne klangliche Einbussen.
Welche Abspieler eignen sich?
Abschließend noch ein Satz zu apt-X: Um die genannten Vorteile der kabellosen Audioübertragung genießen zu können, brauchen Sie ein Smartphone/MP3-Player, der diesen Standard unterstützt. Wenn Sie nicht sicher sind, ob Ihr Smartphone das kann, fragen Sie besser beim Hersteller nach.
Noch ein Wort zum Kundenservice: Im Rahmen unseres Tests wurde zweimal der Support von Samsung bzgl. apt-X angemailt und beide Male haben wir kompetente Antworten erhalten. Auch hier also Daumen hoch.