Kameravergleich:
Samsung Galaxy S7 Edge vs. Canon G15
Das Samsung Galaxy S7 Edge hat in Windeseile Top-Platzierungen bei den Handy-Bestenlisten eingenommen. Auch in der Tariftipp.de Bestenliste belegt das S7 Edge den ersten Platz. Häufig wird die Kameraleistung des S7/Edge als ein Hauptgrund für das gute Abschneiden des Smartphones genannt. Wir wollen die Kameraleistung der S7 näher unter die Lupe nehmen und lassen sie deshalb gegen eine etablierte Digitalkamera antreten, nämlich der Canon G15.
Die Canon G-Reihe gilt als Klassiker bei den Digitalkameras. Schon seit dem Jahr 2000 beglückt Canon Hobbyfotografen mit immer besser werdenden Kompaktkameras, die seit dem Start stets in den Kamera-Bestenlisten weit oben rangieren. Die aktuellen Modelle G15/G16 kosten knapp 500 Euro, spiele also leider auch preislich in der oberen Liga.
Nun sollte man annehmen, das eine solch ausgereifte Kamera gegen eine Smartphone-Kamera wie die des Samsung Galaxy S7 leichtes Spiel hat. Genau das haben wir in einer umfangreichen Testreihe geprüft und sind dabei zu teils erstaunlichen Ergebnissen gekommen.
So haben wir getestet
Wir haben zum Vergleich beide Kameras im Automatik-Modus betrieben. Natürlich kann man im manuellen Modus teilweise bessere Ergebnisse erzielen, doch der Großteil der Nutzer verlässt sich - gerade bei Smartphones - sicherlich lieber auf den Auto-Modus statt sich durch unzählige Einstellungen durchzuwühlen. Um einen möglichst umfangreichen Eindruck über die Kameraleistung beider Geräte zu erhalten, haben wir für elf Szenarien Testfotos erstellt und wollen diese nun miteinander vergleichen.
Technische Unterschiede zwischen Galaxy S7 und Canon G15
Die Canon G15 hat einen optischen Zoom-Bereich von 28-140 mm und einen Blendenbereich von f/1.8 bis f/8. Das Galaxy S7 hat eine feste Blende von f/1.7 und eine feste Brennweite von 26 mm und keinen optischen, sondern lediglich einen digitalen Zoom. Die feste Blende und Brennweite der S7 schränkt die Bildgestaltung gegenüber der G15 ein, das ist bei Smartphones allerdings die Regel.
1. Test - Normale Verhältnisse / Tageslicht
Als erstes Motiv wählen wir der Einfachheit halber das Haus gegenüber. Wir haben Glück: Die Sonne scheint, es steht also reichlich Licht zur Verfügung.

Bei diesem ersten Schnellschuss sind auch bei den Fotos in Originalgröße wenig Unterschiede festzustellen. Erkennbar ist dies beispielsweise seht gut, wenn man im Originalbild den Schriftzug über der Eingangstür ("Gutrat Haus") rechts unten komplett aufzoomt.
Aufgrund der festen Blende muss das S7 mit einem sehr geringen ISO-Wert von 50 und einer recht kurzen Belichtungszeit reagieren. Die G15 dagegen blendet ein wenig ab und geht auf ISO 160.
2. Test: Schärfeleistung
Das zweite Motiv ist eine Innenaufnahme bei Tageslicht. Um die Schärfeleistung beider Kameras vergleichen zu können, haben wir ein Etikett mit EAN-Strichcodes fotografiert.
Ergebnis: Die Schärfeleistung beider Kameras ist nahezu identisch. Selbst bei extremster Vergrößerung der Codebalken oder der gedruckten Zahlen ist kaum ein Unterschied auszumachen. Das ist für uns die erste überraschung des Tests. Wir schon beim ersten Bild tendiert die Kamera der S7 zu niedrigen ISO-Werten und längeren Belichtungszeiten, die Canon schaltet schneller in höhere ISO-Regionen und wählt dafür kürzere Verschlusszeiten.3. Test: Makro-Aufnahme
Auch bei der Makro-Aufnahme sind die ähnlichkeiten beider Kameras groß. Beide entscheiden sich für ISO 200 und max. Offenblende, dementsprechend fällt auch die Verschlusszeit ähnlich aus. Interessant: Die Tiefenschärfe der S7-Kamera ist deutlich größer und das Farbbild in diesem Falle etwas kälter als bei der G15. Außerdem ist bei der Originalaufnahme deutlich zu erkennen, dass das S7 mehr "arbeitet" als die Canon, um die Schärfeleistung zu erzielen. Bei vielen Smartphone sind dadurch Artefakte zu sehen, beim S7 hält sich dies in Grenzen.
Beide Aufnahmen sind für die schwachen Lichtverhältnisse (kein Blitz, kein Stativ) qualitativ erstaunlich gut. Für hochwertige Makroaufnahmen nutzt man Indoor normalerweise Stativ und Ring-Blitz und erzielt dadurch eine gleichmäßigere Ausleuchtung, das geht bei einem Smartphone natürlich nicht so ohne weiteres.
4. Test: Farbstich
Bei dieser Aufnahme mit der weissen Wand im Hintergrund ist zu erkennen, dass die Aufnahmen der S7 etwas zu warm ausfallen und häufig in Richtung Gelbstich/Braunstich tendieren. Die Aufnahme der G15 ist hier deutlich farbechter.
In der Detailaufnahme ist außerdem wieder die ausgeprägte Neigung der S7 zu einem großen/weiten Tiefenschärfebereich zu erkennen: Die Wand im Hintergrund ist genauso scharf wie die Canon-Plakette auf der Tasche. Bei dem Foto der G15 ist die Wand dagegen nicht mehr im Fokusbereich und daher unscharf.
5. Test: Low-Light
Hier nun die Disziplin, für die das S7 besonders gelobt wurde: Low-Light Aufnahmen. Diese Aufnahme wurde in unserem Büro bei sehr geringem Licht gemacht. Die Deckenbeleuchtung war ausgeschaltet, lediglich ein wenig Tageslicht drang in den Flur - es war also sehr dunkel. Beide Resultate sind unserer Meinung nach daher sehr beeindruckend. Natürlich lassen die Kameras bei so wenig Licht die ISO-Werte nach oben schnellen und auch die Verschlusszeit ist eigentlich nichts mehr für die Fotografie ohne Stativ. Dennoch sind die Aufnahmen ausreichend scharf.
Obwohl die Canon schon bei ISO 800 landet, rauscht die Aufnahme nicht mehr als die der S7, die sich mit ISO 250 begnügt. Auffällig außerdem wieder der Hang zum Gelbstich bei der S7. Die Farbechtheit bekommt die G15 auch hier deutlich besser geregelt.
6. Test: Kontrast
Fotos mit großem Kontrast zwischen hellen und dunklen Bereichen stellen Digitalkameras vor ein großes Problem: Soll die Kamera sich nun eher an den dunklen Bereichen orientieren oder an den hellen? Oft zeigen solche Aufnahmen entweder wenig Details in den hellen Bereichen (z.B. bei Landschaftsaufnahmen einen detailarmen Himmel) oder dunkle Flächen tendieren zu tiefem schwarz. Die Lösung hierbei sind HDR-Aufnahmen. HDR steht für "High-Dynamic-Range", also hoher Dynamikbereich.
Bei HDR werden mehrere Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungen gemacht und dann so übereinandergelegt bzw. von der Kamera-internen Software so berechnet, dass sowohl helle als auch dunkle Bereiche detailreich dargestellt werden. Die Canon G15 und auch die Kamera des S7 beherrschen den HDR-Modus, allerdings wurde die Katze wie auch alle anderen Bilder im Automatik-Modus geschossen. Auch hier schlägt sich das S7 erstaunlich gut.
7. Test: Tiefenschärfe
Um den Unterschied dieser beiden Aufnahmen deutlich zu sehen, muss man sich die Originalversion des Bildes näher ansehen. Beim S7 sind sowohl die nach vorne ins Bild ragenden Kabel als auch die etwa 15 Zentimeter sich dahinter befindlichen Geräte scharf abgebildet. Die Canon hat auf die Kabel fokussiert, der Hintergrund ist dagegen verschwommen. Der Tiefenschärfebereich des S7 ist also offenbar größer als der der Canon.
Das hört sich im ersten Moment gut an, hat aber auch Nachteile. Bei Schnappschüssen freut man sich vielleicht, wenn möglichst viele Bereiche scharf dargestellt werden, oft will man aber gerade dass eben nicht - zum Beispiel bei Portraits. Dort fokussiert man stets auf die Augen und es sieht oft sehr schön aus, wenn der Hintergrund stark verschwimmt.
Die G15 könnte im übrigen - wenn gewollt - eine höhere Tiefenschärfe erreichen, indem man abblendet, z.B. auf f 5.6. Die Kamera der Samsung S7 dagegen kann nicht abblenden und tendiert trotzdem stets zum scharfen Vordergrund und Hintergrund.
8. Test: Autofokus
Eine weitere wichtige Eigenschaft bei Digitalkameras ist das schnelle und zuverlässige Fokussieren auf das Motiv. Bei Smartphones funktioniert gerade das häufig nur sehr unbefriedigend: Entweder dauert es lange, bis die Kamera-App startet oder der Fokus sitzt irgendwo, nur nicht da, wo er gerade sein sollte. Auch die Auslösezeit und das Speichern des Fotos dauert bei Smartphones leider oft sehr lange.
Das S7 macht beim Thema Autofokus wirklich eine herausragende Figur! Wir hatten bei unseren Tests so gut wie nie den Fall, das der Fokus falsch lag. Hinzu kommt das unglaublich schnelle Fokussieren - so schnell wie das S7 stellt kein anderes Smartphone scharf, auch nicht die Canon G15!
Noch eine tolle Sache beim S7: Per "Doppel-Drück" auf den Homebutton wird die Kamera-App gestartet. Das dauert nie länger als eine Viertel-Sekunde. Mit anderen Worten: Mit der S7 ist man stets superschnell bereit zum Fotografieren und bekommt in den allermeisten Fällen auch knackscharfe Fotos.
Wie man auf dem Detailbild der Blumen sehen kann, hat die G15 übrigens auf den Rasen im Hintergrund fokussiert. Die Kamera der S7 hat dagegen die Blumen scharf gestellt.
9. Test: Gegenlicht
Bei diesem Foto kam das Licht von vorne links. Die Canon blendet entsprechend ab, die S7 muss wegen der fixen Blende mit niedrigem ISO-Wert sowie ultra-kurzer Verschlusszeit von 1/8.382 Sek. dagegenhalten. Und das macht sie recht erfolgreich, denn der Himmel wird hier wesentlich detailreicher dargestellt als bei der Aufnahme der G15. Wir vermuten daher, dass sich die S7 wenn nötig auch im Automatik-Modus einer HDR-ähnlichen Funktionalität bedient - gut so.
10. Test: Zoom
Nun kommen wir zu einem Thema, bei dem die Canon G15 richtig punkten konnte: Dem Zoom-Bereich. Die G15 hat einen optischen Zoom von 28 - 140 mm und kann daher weiter entfernte Objekte an den Betrachter heranholen. Die S7 hat keinen optischen Zoom. Es gibt zwar dennoch eine Zoom-Funktion, aber diese arbeitet digital.
Das Ergebnis ist schon beim Vorschaubild zu erahnen: Das Bild der S7 ist deutlich pixeliger. Extrem wird es, wenn man sich Bild in Original-Auflösung ansieht. Keine Chance für die Kamera des Galaxy S7 und klarer Vorteil für die G15.
11. Test: Chromatische Aberrationen
Unter chromatischen Aberrationen versteht man Farbsäume an den Kanten von fotografierten Objekten. Ganz häufig sind dies violette Farbsäume und diese treten ebenso häufig an glänzenden Objekten auf. Wir haben hierzu unser Geschirr fotografiert und konnten weder bei der G15 noch bei der S7 solche Effekte feststellen.
Wie man anhand der Belichtungsdaten unschwer erkennen kann, wurden diese Aufnahmen auch unter Low-Light Bedingungen geschossen. Wie bereits erwähnt erzielt das Samsung Galaxy S7 auch unter diesen erschwerten Bedingungen absolut sehenswerte Ergebnisse - wenn auch wieder mit ein wenig gelbstichigen Tendenzen.
FAZIT: Samsung Galaxy S7 vs. Canon G15
Das Ergebnis unseres Fotovergleichs hat uns in vielen Punkten überrascht. Unsere Erwartung war, dass eine Kamera wie die Canon G15 ein Smartphone in den allermeisten Fällen in die Schranken weisen kann. Dies war im Vergleich mit dem Samsung Galaxy S7 aber nicht der Fall. Das S7 bringt sogar ein paar handfeste Vorteile mit sich:
Ein Smartphone hat man fast immer dabei. Das S7 ist zudem innerhalb weniger Augenblicke betriebsbereit und stellt außerdem superschnell und sicher scharf. Diese drei Punkte zusammengenommen haben zur Folge, dass man als Besitzer eines S7 fast nie einen Moment verpasst, den man fotografisch festhalten möchte. Zudem macht das Fotografieren mit dem S7 dank des 5,5 Zoll großen und sehr hellen Displays auch noch richtig Spaß.
Nachteile des Galaxy S7 gegenüber der G15
Die Nachteile des S7 gegenüber der Canon sind dagegen bauartbedingt: Ein Smartphone soll schließlich möglichst dünn sein, daher ist ein optischer Zoom sowie eine einstellbare Blende so gut wie nicht umsetzbar. Man fotografiert daher immer mit der Offenblende und im Weitwinkelbereich. Das schränkt die kreativen Möglichkeiten bzw. den Einsatzbereich natürlich empfindlich ein. Für Aufnahmen von Tieren oder Sportaufnahmen eignet sich das S7 daher im Vergleich zum G15 weniger gut. Darüber hinaus ist die Haptik einer Kamera wie der G15 für das Fotografieren natürlich besser. Sie liegt sicher in der Hand und die vielen Funktionsknöpfe vereinfachen die Steuerung.
Ein Smartphone wie das S7 muss über das Display gesteuert werden und liegt nicht so gut in der Hand.
Außerdem zeigte sich die Canon im Test als wesentlich farbtreuer. Generell kann man außerdem sagen, dass die G15 "ehrlicher" ist als das S7: Hier wird kaum nachgeschärft oder sonst wie per Software nachgebessert. Beim S7 sieht man schon eher, dass die Software dann und wann eingreift - allerdings macht sie dies in der Regel sehr, sehr gut.
Low-Light: Kein Vorteil für die G15
Mit einem bis dato großen Manko räumt das S7 dagegen auf: Das Fotografieren bei ungünstigen Lichtverhältnissen ist mit dem S7 kein Problem. Smartphones waren bisher kaum in der Lage, z.B. in Innenräumen gute Fotos zu schießen. Die eingebauten Blitzgeräte sind bei Smartphones weder besonders stark, noch können sie indirekt blitzen. Das S7 braucht den Blitz so gut wie nie, denn mit der Blende von f/1.7 gelingen auch bei wenig Licht sehr gute Fotos. Hier hat Samsung gegenüber den Vorgängermodellen und vielen Wettbewerbern einen echten Mehrwert aus dem Hut gezaubert.
Das Samsung Galaxy S7 kann eine Digitalkamera wie die Canon G15 also nicht komplett ersetzen, erzielt in den allermeisten Situationen aber ebenso gute Bilder wie die Canon - teilweise sogar bessere. Die Zeiten, in denen Smartphone ausschließlich für Schnappschüsse bei besten Lichtverhältnissen zu gebrauchen waren, sind mit dem S7/Edge endgültig vorbei.