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XXL-Gespräche nicht immer kostenlos



XXL-Gespräche nicht immer kostenlos

Bereits im Herbst des vergangenen Jahres hat die Regulierungsbehörde in einigen Musterverfahren über die Höhe der sog. "Terminierungsentgelte" entschieden, die alternative Teilnehmernetzbetreiber (TNB) für die Terminierung von Verbindungen zu Kunden in ihren Netzen von der Deutsche Telekom verlangen können.

Danach dürfen Netzbetreiber, die Anträge auf Festlegung ihrer Entgelte eingereicht hatten, für die Nutzung ihrer Netze im Durchschnitt 25 Prozent mehr verlangen als bisher und als die Telekom bei den entsprechenden Leistungen. Die Telekom kann so von Call by Call-Anbietern, die über ein sehr gut ausgebautes Netz verfügen, in der Hauptzeit 0,68 Cent und in der Nebenzeit 0,46 Cent pro Minute für die Terminierung, das heißt die Zuführung des Gesprächs in das eigene Netz, berechnen.

Ausgehend von dieser Entscheidung haben einige Call by Call-Anbietern und auch die Deutsche Telekom die Gebühren für Anrufe zu Wettbewerberanschlüssen der Telekom erhöht. Den Anfang machte der Anbieter 01071, der bereits seit Oktober des vergangenen Jahres eine entsprechende Unterscheidung festsetzte. Für Gespräche über die 01071 werden für Anrufe in die Netze alternativer Netzbetreiber 3,8 Cent pro Minute berechnet. Werden Anschlüsse der Telekom angerufen werden zwischen 0,7 und 2,5 Cent pro Minute berechnet. Seit dem 29. April gilt dies auch für die Callax-Angbote 01077 und Fonfux (0190037). Hier werden bei Gesprächen zu einem alternativen Anschlussanbieter 3,7 Cent pro Minute berechnet.

Bei diesen drei Angeboten gilt der Preis für Verbindungen in alle alternativen Netze. Jedoch wird die erhöhte Interconnectiongebühr nicht von allen Stadtnetzbetreibern verlangt. Auch werden die Callax-Kunden, im Gegensatz zu 01071, nicht per Tarifansage über die erhöhten Gebühren informiert.

Einen anderen Weg geht die Deutsche Telekom. Seit dem 1. Mai verlangt das Unternehmen Zuschläge für City- und Deutschlandverbindungen, die aus dem Netz der T-Com zu einem bestimmten anderen Netzbetreiber geführt werden

a) für Cityverbindungen im Standardtarif: Mo.-Fr. von 18-9 Uhr, am Wochenende sowie feiertags, ganztägig 0,8 Cent je angefangene 240 Sek.
Mo.-Fr. von 9-18 Uhr 0,4 Cent je angefangene 90 Sek.

b) für Deutschlandverbindungen im Standardtarif:
ganztägig 0,2 Cent je angefangene Minute

c) für City- und Deutschlandverbindungen, die über Spezialtarife geführt werden: ganztägig 0,2 Cent je angefangener Minute

Wichtig ist, dass der Zuschlag der Telekom auch für bisher unentgeltliche Verbindungen gilt, die am Wochenende und bundeseinheitlichen Feiertagen über den xxl-Tarif geführt werden, sowie für die im Tarif calltime 120 enthalten Freiminuten.

Kunden können unter der Rufnummer 0800 33 09576 erfragen, für welche Rufnummern die Zuschläge zu anderen TNB erhoben werden.

Fazit: Entscheidungen mit zu wenig Mut

Mit der Senkung der TAL-Miete hat der Regulierer eine für den Kunden erfreuliche Entscheidung getroffen, auch wenn sich die Wettbewerber eine mutigere Festsetzung erhofft hatten. Trotzdem könnte der Wettbewerb auf dem Festnetzmarkt weiter an Fahrt gewinnen.

Differenzierter muss die Festsetzung der Interconnectiongebühren betrachtet werden. Diese aus Wettbewerbs- und Anbietersicht verständliche Regelung, könnte sich für den Verbraucher als undurchsichtig erweisen. Da an der Rufnummer nicht erkannt werden kann, in welchem Netz der Anschluss des Gesprächspartners geschaltet ist, sind Ärgernisse vorprogrammiert, besonders wenn eine fehlende Tarifansage nicht vor höheren Gebühren warnt. Auch die Möglichkeit der vorherigen kostenlosen Nachfrage wird aufgrund ihrer Unbequemlichkeit nicht viele Freunde finden. Auch liegen die Gebühren, die die Call by Call-Anbieter bisher für Anrufe in die alternativen Netze verlangen weit über den von der RegTP festgesetzten Zuschlägen.

(Mai 2005)